Weg-Wort vom 8. Juni
Ballast abwerfen
Kürzlich hat mir ein Bekannter erzählt, er habe Probleme mit dem Computer.
Er könne weder Mails senden noch empfangen und er wisse gar nicht, woran das
liege. Einige Tage später fand ich dann folgende Nachricht in meiner
Mailbox:
Eine kleine Erfahrung oder was wir von einem Computer lernen können: Mein
Computer funktioniert wieder, seit ich ihn ausgemistet habe, d.h. von
überflüssig gespeicherten Texten befreit habe. Jetzt kann er wieder E-Mails
empfangen. Die einfache Moral von der Geschichte: Auch wir müssen immer
wieder Ballast abwerfen, um aufnahmefähig zu bleiben.
Ich musste schmunzeln. Ausmisten, das tönt ganz gut! Sich von
Überforderungen und Überfülle befreien, ist eine ganz schöne Vorstellung!
Und wer von uns hat das nicht von Zeit zu Zeit nötig? Immer wieder sammelt
sich so viel Ballast an: zu viele Aufgaben, zu viele Verpflichtungen, zu
hohe Ansprüche, zu viel Krempel, einfach zu viel! Dieses zu Viele türmt sich
auf und verstopft uns allmählich. Wir können nicht mehr empfangen, nicht
mehr wahrnehmen, nicht mehr aufnehmen und wir können auch nicht mehr
angemessen auf Begebenheiten reagieren.
Um Ballast abwerfen zu können, braucht es ein Innehalten, einen Raum der
Stille. Hier kann ich mich besinnen auf das, was mir wichtig ist im Leben
und was ich loslassen muss. Im Innehalten finde ich den Blick für Nötiges
und Unnötiges. In der Entschiedenheit dessen, was mir wirklich wichtig ist,
finde ich die Kraft, nein zu sagen zu dem, was mein Sein verstopfen will.
Und ich erfahre: Weniger ist mehr. Ballast abwerfen schafft Raum für Neues.
Ich kann wieder atmen und bleibe aufnahmefähig für das, was mich im Jetzt
heute erreichen will.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche