Weg-Wort vom 16. Juni 2009
Alles hat seine Zeit (Kohelet 3,1)
Was kann das für mich heissen? Zunächst vielleicht dies: Ich achte darauf
oder versuche herauszufinden, wofür jetzt Zeit ist: Zeit für ein Miteinander
oder Zeit für Rückzug und Stille? Zeit, um mich anzustrengen oder Zeit zum
Lassen und Loslassen? Zeit zum Warten oder Zeit, um mich zu entscheiden?
Der alttestamentliche Weisheitslehrer Kohelet weist uns darauf hin, dass
alles seine Zeit hat und braucht. Gerade wenn etwas wachsen und reifen oder
wenn etwas heilen soll, so braucht das seine eigene Zeit. Wenn sich etwas
entwickeln soll - ein Lebewesen, eine Beziehung oder auch ein
Lebensabschnitt - lässt sich das nicht erzwingen, es lässt sich nicht
beliebig beschleunigen oder verlangsamen, es braucht seine Zeit.
Auch das Warten, das uns oft als sinnlose Zeitvergeudung vorkommt, muss
nicht Leerlauf bedeuten. Vielleicht ist es die notwendige Vorbereitungszeit
auf eine wichtige Veränderung. Vielleicht muss ich geduldig abwarten.
Vielleicht ist Veränderung gar nicht anders möglich.
Das anzunehmen, heisst: im Jetzt leben. Ich muss nicht der Vergangenheit
nachtrauern oder auf die Zukunft warten, wenn ich den Augenblick, diese
Zeit, als mir von Gott zugeteilte Lebensphase annehme, sie akzeptiere als
wichtigen Bestandteil meines Lebens. Auch die Zeit im Krankenhaus, die Zeit
der Krankheit oder Erholung ist dann keine verlorene Zeit.
Es ist gewiss nicht immer einfach, das anzunehmen, wozu mich der Augenblick
herausfordert. Oft erscheint er zu schwierig oder zu bedeutungslos oder
einfach nur sinnlos. Es braucht oft ein grosses Stück Mut und Vertrauen,
sich der Aufgabe des Jetzt zu stellen.
Helfen kann mir dabei der Glaube, dass Gott mich zu keiner Zeit im Stich
lässt, dass nichts, was geschieht, ohne Gott geschieht. Er ist zu jeder Zeit
mit uns Menschen, in den guten und in den schlechten Zeiten. Meine Zeit
steht in deinen Händen heisst es in einem Psalm.
Wie gehe ich mit meiner Zeit um? Wer bestimmt über meine Zeit? Wer, was
stiehlt mir meine Zeit? Habe ich Zeit für das, was mir wichtig ist? Für wen
oder für was möchte ich heute mehr Zeit haben?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch