Weg-Wort vom 22. April 2011
Karfreitag
Jedes Jahr neu bedenken wir, ob mit Andacht oder Schaudern, mit Erschrecken oder
Sprachlosigkeit, das Sterben Jesu am Kreuz auf Golgata. Und immer mehr Menschen fragen
heutzutage: Wozu ist Jesus eigentlich am Kreuz gestorben?
Jesus selber verstand seinen Tod als den ihm von Gott vorgezeichneten Weg, als Erfüllung
alttestamentlicher Prophezeiungen. Die ersten Christen deuteten diesen Weg als einen Weg
für uns Menschen. Jesus hat sich für uns, wegen unserer Sünden, geopfert.
Ich verstehe diesen Tod von Jesus – gerade wegen seiner Brutalität und Schrecklichkeit -
als eine Kraft, die die Aufrichtung des von Sorge und Leid gebeugten Menschen will, nicht
seine Zurichtung und schon gar nicht seine Hinrichtung.
Die Macht Jesu besteht für uns darin, das Kreuz nicht allein tragen zu wollen, sondern
Gemeinschaft herzustellen.
Denken Sie an Simone Weil, Janusz Korczak und viele andere. Es haben schon viele Menschen
ihre Kraft dem Leben gegeben, daran kann ich mich halten. Nicht Gehorsam, sondern Schulter
an Schulter mit Jesus gehen und zusammenstehen im Leiden – mit dem Ziel, die Kreuzigungen
zu beenden.
Gegen die bis heute fortgesetzte Entwürdigung von Menschen anzugehen in Jesu Namen, ist
unsere Aufgabe. Dann können wir Gott künftig nicht als Herrschaft, sondern als Leben, als
Freude und Schmerz, nicht als rachsüchtig und versöhnungsbedürftig, sondern als
gemeinschaftsstiftend, lebensfördernd und solidarisch im Leid denken.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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