Weg-Wort vom 14. Juni 2007
Gewitter
Denn du hast nicht Gefallen an unserm Verderben: nach dem Gewitter läßt
du die Sonne wieder scheinen, und nach Klagen und Weinen überschüttest du
uns mit Freuden. Deinem Namen sei ewig Ehre und Lob, du Gott Israels. Tobit
3:23
Donner und Blitz und Hagel, davor fürchten sich Menschen und Tiere. Denn
ungewiss ist der Ausgang. Das Gewitter kann Verderben bringen. Die Alten
verglichen die entfesselten Naturgewalten mit dem Arm Gottes. Das Gewitter
wurde als die zornige Seite Gottes verstanden, die welche bestraft.
Als der Pharao Moses und die Israeliten nicht ziehen lassen wollte, schickte
Gott Hagel als Plage auf das Land Ägypten um seine Macht zu zeigen. Gewitter
sind unberechenbar. Sie bringen den Einen die ersehnte Frische nach einem
schwülen Sommertag, den andern im Nachbardorf zerfetzen sie Salat und
Geranien. Sie bringen Bäche zum überlaufen, schwemmen Schlamm in die Keller.
Aber hat sich die Spannung entladen, haben die Wolken sich verzogen, lebt
Natur und Mensch auf. Die Luft riecht süss und leicht, das Atmen wird zum
Vergnügen. Die Pflanzen glänzen mit neuer Kraft. Das Leben entfaltet sich
wieder.
Die Wissenschaft sagt uns, dass Dank den Blitzen, die sich über der Urflut
entladen haben, die ersten Aminosäuren entstanden sind. Aus ihnen konnte
sich dann das Leben entwickeln. Im Blitz liegt also auch die schöpferische
Seite Gottes.
Und ist es nicht erstaunlich zu sehen, wie nach einem Gewitter, das
Verderben brachte, die Menschen zusammenstehen. Sie helfen einander, trösten
und unterstützen. In der Katastrophe werden auch neue Beziehungen möglich.
Es entsteht eine Schicksalsgemeinschaft. Wenn dann wieder Ordnung geschaffen
ist, erinnert man sich auch an das Gute, das während dieser Zeit entstanden
ist.
Donner und Blitz erinnern uns: Du Mensch beherrschst nicht alles. Du
brauchst die andern, nur so bist Du stark genug. So bringt das Gewitter
auch die positive Erfahrung, dass man in der Gemeinschaft der Betroffenen,
Vertrauen, Trost und neuen Mut finden kann. Dafür sei gelobt, der grosse
Gott.
Die Sonne lächelt immer wieder für alle und das Leben geht weiter.
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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