Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 16. März 2020
Wut
Ungerechtigkeiten mag ich nicht. Daher versuche ich, mich für Gerechtigkeit einzusetzen.
Dies ist mir wichtig im geschwisterlichen Zusammenleben und in der Kirche.
Ungerechtigkeiten gibt es viele, zu viele!
Kürzlich wurde ich selber ungerecht behandelt. Da wurde ich richtig wütend.
So geschah es:
Auf der Langlaufloipe, als Geniesserin unterwegs, gibt es Situationen, wo auch ich
Langsamere überholen muss, um in meinem Tempo weiter laufen zu können. Ich bin eine
vorsichtige Fahrerin, da will ein Überholmanöver gut überlegt und ausgeführt sein. Nun
geschah es, dass es mir nicht gelang, rechtzeitig drei Läuferinnen zu überholen, bevor
nicht auf der Gegenspur ein superschneller Läufer seine drei Läuferinnen überholt hatte.
Nett wie ich bin mache ich Platz. Ich bin ja auch die Langsamere. Soweit so gut. Nun aber
fällt dem sportlichen Langläufer nichts Besseres ein, als mich anzuraunzen: "Das ist
die Überholspur". Ja bitte schön, darum war ich ja auf der Spur. Rücksichtsvoll
machte ich Platz. Aber dafür zurecht gewiesen zu werden, ärgert mich. Ich war so perplex,
dass ich nicht reagieren konnte. Als ich eine geeignete, wortgewandte Reaktion bereit
hatte, war der Sportler ausser Sichtweite. War ich wütend! Und die Wut habe ich 4
Kilometer mitgetragen, bis ich stürzte und in den Schnee fiel. Die Unterbrechung und
Abkühlung wirkten Wunder. Ich musste plötzlich über mich selber lachen.
Und die Moral von der Geschichte:
Wut, die motiviert für Gerechtigkeit zu kämpfen ist toll.
Wut, die mich auffrisst und nur noch als Last begleitet, darf abgeschüttelt werden. Und
ein erhitzter Kopf muss auch mal abgekühlt werden!
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen mutiges Kämpfen und frohes Ballastabwerfen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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