Weg-Wort vom 22. Mai 2008
Geheimnis des Brotes
Brot kann sehr Verschiedenes bedeuten. Für die Einen ist es eine Ware, die
es zu kaufen oder verkaufen gilt. Andere freuen sich an der Vielfalt der
Brotsorten. Der Duft von frischem Brot erfreut. Für die meisten Menschen ist
es eines der wichtigsten Nahrungsmittel. Ein Stück Brot kann die letzte
Ration sein, um zu überleben.
Ein Mann erzählte von den schrecklichen Gefangenenlager in Sibirien. Auf dem
langen Marsch durch die Schneewüste konnte sein Kamerad nicht mehr weiter.
Da gab dieser ihm sein letztes Stück Brot. Vielleicht schaffst du es! Das
Brot seines Freundes schenkte ihm das Leben. Jahrelang konnte er kein Brot
essen, ohne an seinen Freund zu denken. Das Brot ist für ihn zu einem
unvergesslichen Zeichen der Freundschaft und des Lebens geworden.
Brot war auch im Leben Jesu wichtig. Denken wir an die Speisung so vieler
Menschen mit Brot. Denken wir an die vielen Mahlfeiern, besonders an das
letzte Mahl vor seinem Sterben. Weil am Gründonnerstag in der Karwoche das
Leiden Jesu im Vordergrund stand und Jesu Einsetzung des Abendmahls nicht
gebührend feierlich begangen werden kann, haben die Katholiken einen eigenen
Festtag. So feiern sie am heutigen Tag nochmals die Erinnerung an Jesu
Einsetzung des Abendmahls.
Dem Brot, das Jesus an jenem Abend brach, gab er eine besondere Bedeutung.
In jenes Brot legte er seine ganze Liebe und Hingabe, teilte es mit seinen
Jüngern und sagte zu ihnen: Ich selbst bin in diesem Brot. Wenn ihr zum
Brotbrechen zusammenkommt, erinnert euch an meine Worte und an meine Liebe.
Wenn immer ihr das Brot brecht, bin ich bei euch.
Seither ist das gebrochene und geteilte Brot in der Eucharistie, im
Abendmahl ein Zeichen der Liebe und der Solidarität Gottes mit uns. Es
enthält in sich aber auch die Zumutung, im Alltag mit andern zu teilen - das
leibliche Brot und das menschliche Brot der Zuneigung und Anteilnahme.
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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