Weg-Wort vom 4. Februar 2011
Wo ist hier der Noteingang?
Ob im Kino oder in der Disco, im Stadion oder im Konzertsaal, an jedem
dieser Orte finden wir die grün leuchtenden Kästchen über den Türen mit der
Aufschrift EXIT. Einerseits bin ich beruhigt, wenn ich dieses Grün sehe.
Anderseits beschleicht mich oft ein mulmiges Gefühl. Was, wenn die Türen
verschlossen wären, so dass im Notfall die rettende Flucht ins Freie
unmöglich wäre? Ich sässe vielleicht in einer tödlichen Falle.
Es gibt aber auch das umgekehrte Zeichen: NOTEINGANG. Was bietet ein
Noteingang, und wer braucht unbedingt einen, abgesehen von einem
notfallmässigen Spitaleintritt?
In unserem Land gibt es viele verschiedene Institutionen, welche Menschen in
einer schwierigen, oft lebensbedrohlichen Lage Zuflucht bieten. Früher
bezeichnete man solche Häuser als Asyl. Das Wort Asyl bedeutet sicher,
unberaubt. Es ist somit ein Zufluchtsort für Verfolgte, wo man vor
Angriffen und Verletzungen körperlicher und seelischer Art geschützt ist,
und wo man ohne Angst in Sicherheit leben kann. Heute verbinden wir mit dem
Begriff Asyl meistens Migration. Das ist eine zu enge Sicht.
Auch unsere Kirchen sind Orte, die Schutz gewähren. Deswegen wurde der
Begriff Kirchenasyl geprägt. Kirche will aber noch mehr sein. Sie möchte
Heimat bieten.
Für den Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch ist die Kirche das Haus Gottes,
und das ist auch mein Haus. Ich kann da jederzeit hineingehen. Ich kann mich
sogar in die Kirche flüchten. Dort ist ein Platz für alle, und dort wird
ihnen auch Schutz gewährt. Und dort fühle ich mich auch sehr zu Hause, muss
ich sagen
Ich bin froh um die vielen staatlichen und kirchlichen Noteingänge. Wenn wir
dazu unsere eigene Tür offen halten, ist das gelebte Gastfreundschaft aus
dem Geist Jesu, egal ob wir diese Tür Noteingang oder Asyl nennen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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www.bahnhofkirche.ch