Weg-Wort vom 26. April 2011
Arbeitslosigkeit
Die Osterbotschaft hat mich fröhlich gestimmt. Wir können unser Leben jetzt in einem ganz
neuen Horizont sehen. Mit viel Elan steige ich darum heute in meinen Alltag ein.
Hoffentlich geht es Ihnen auch so?
Wenn wir unseren Alltag sinnvoll meistern wollen, dann hilft es, wenn wir dazu fit und
aufgestellt sind. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, das heisst: uns allen werden
Tag für Tag Leistungen abverlangt. Manches Mal fällt das uns leicht, manches Mal bringt
es uns an den Rand unserer Möglichkeiten.
Aber, das ist tröstlich: Alle müssen etwas leisten, alle, ohne Ausnahme: Diejenigen, die
Arbeit haben, diejenigen, die keine haben, Hausfrauen, Grosseltern, Behinderte,
IV-Bezüger, Pensionierte, Kranke, Kindergarten-schüler, Schüler, Lehrlinge, Studenten.
Alle leisten ihren Teil an der und für die Gesellschaft.
Wir haben das nur vergessen, weil wir klammheimlich aus der Leistungsgesellschaft eine
Erfolgsgesellschaft gemacht haben. Nicht mehr die Leistung zählt, sondern der Erfolg.
Helden sind die, die ohne grosse Leistung, dafür mit Glück eine richtige Entscheidung
gefällt und damit innert weniger Minuten viel Geld gemacht haben – und das erst noch in
einem Spiel, bei dem nicht alle mitmachen können. Nein, das Schielen nur auf Erfolg führt
uns in die Irre und in einen grenzenlosen Egoismus.
Wenn wir einander im Blickfeld behalten wollen, dann müssen wir Leistungen honorieren.
Dann müssten eigentlich die Arbeitslosen speziell gut „bezahlt“ werden, weil sie – zwar
äusserst unangenehm für sie – „ein Loch stopfen“, das unsere Gesellschaft mit sich bringt:
sie kann keine Vollbeschäftigung garantieren. Unsere Gesellschaft braucht immer Menschen
im Ausgleichsgefäss „Arbeitslosigkeit“. Wer dort drin ist, sollte in seiner Leistung
wahrgenommen werden und nicht noch zusätzlich Spott und angebliche „Minderwertigkeit“ auf
sich ziehen müssen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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