Weg-Wort vom 28. August 2007
Gipfelerfahrungen
Klare Sommertage laden immer wieder zu einer Wanderung ein. Doch wozu
eigentlich soll eine Bergwanderung gemacht werden? Wozu einen hohen Gipfel
erklimmen? Wo doch das Aufsteigen mitunter unbequem und einiges an Kraft,
Energie, Anstrengung und Durchhaltewillen erfordert? Oben angekommen bleibt
doch eigentlich nichts anderes übrig als wieder umzukehren und den Rückweg
anzutreten! Lohnt sich das wirklich?
Wer schon einmal auf einem hohen Gipfel gestanden hat, einen Blick auf
Gletscher und ewigen Schnee geworfen hat, weiss, wie bezaubernd und
atemberaubend das sein kann! Dieses Schauen eröffnet neue Dimensionen und
lässt das Geheimnis und Wunderbare des Lebens tiefer erahnen.
In der Bibel lesen wir, dass auch Jesus einmal eine Jüngergruppe abseits auf
einen Berg führte. Der Berg ist in der Bibel immer wieder Symbol für das
Offenbarwerden Gottes in Raum und Zeit. Über das Geschehen auf dem Berg
heisst es in der Bibel: Vor den Augen der Jünger ging mit Jesus eine
Verwandlung vor sich: Seine Kleider strahlten in Weiss. Die Jünger
erschraken zuerst. Da kam eine Wolke und warf Schatten auf sie, und aus der
Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr
hören! (vgl. Mk 9,2-7) In diesem Geschehen auf dem Berg wird den Jünger
eine vertiefte Sicht in die Person Jesu geschenkt.
Es st ein wunderbares Schauen, das den Jüngern mitten im Alltag gewährt
wird. Ein Ort wird ihnen geschenkt, an dem sie Durchblick über Jesu Leben
und Geschick gewinnen. Die Erfahrung nehmen sie mit ihren Alltag. Sie wird
sie auch in dunklen Momenten nicht mehr loslassen.
Haben wir solche Orte, wo wir uns selber finden, uns erholen und auch
einholen können? Gibt es Zeiten in unserem Leben, wo wir wie nach einem
harten Aufstieg auf einen hohen Berg die Aussicht auf die weite Landschaft
unseres Lebens geniessen, wo wir das Ganze unseres Lebens und Glaubens in
den Blick bekommen, wo wir uns offen halten für eine vertieftere Einsicht
unseres Seins?
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche