Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 22. August 2017
Unvollkommen
«Christen sind auch keine besseren Menschen.» Diesen Satz hört man vielleicht dann, wenn
jemand erklärt, warum für ihn dieser Glaube nicht in Frage kommt. Nach meiner Auffassung
funktioniert der Glaube nicht wie ein Heilmittel. Ich kann ihn nicht wie eine Pille
schlucken mit der Garantie, dass ich dadurch ein besserer Mensch werde. Glaube geschieht
in ständiger Auseinandersetzung. Gott zu vertrauen ist immer ein Wagnis mit unsicherem
Ausgang.
«Wenn du vollkommen sein willst, so verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den
Armen.» Das sagte Jesus zu einem Menschen, der in seiner Lebensführung absolute
Vollkommenheit erreichen wollte. Es gibt nur wenige Menschen, die diese von Jesus
geforderte Vollkommenheit erreicht haben. Ich selber bin damit auch überfordert.
Diesen Sommer war ich in Strassburg und erinnerte mich daran, wie ich als Jugendlicher vom
Münster enttäuscht war. Ich hatte gehört, dass Goethe durch diese Kirche sich für den
gotischen Baustil begeisterte. Als ich aber davorstand, kam es mir vor, wie wenn diese
Kirche ein Bein verloren hätte. Der nie vollendete Südturm störte mich in meinem Bedürfnis
nach Harmonie und Vollkommenheit.
Heute kann ich mich daran freuen. Der Bau ist für mich Sinnbild für die Kirche als einer
Gemeinschaft von Unvollkommenen, die trotzdem glauben, lieben und hoffen. Ich vertraue
darauf, dass Gott auch mich in meiner Unvollkommenheit annimmt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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