Weg-Wort vom 4. Februar 2008
Von Zeit zu Zeit
In der Gesprächsrunde mit Ehepaaren wurde das Thema Ausgleich von Arbeit
und Freizeit diskutiert. Die Männer waren beruflich fast durchwegs so sehr
beansprucht, dass ihnen knapp Zeit übrig blieb für Frau und Kinder, zum Teil
noch für ihr zumeist sportliches Hobby. Abends waren sie in der Regel so
ausgelaugt, dass es gerade noch zum Fernsehen reichte.
Die Frage einer Frau, ob sie sich denn hie und da auch Zeit nehmen für sich
selber, um sich zu spüren und über sich und ihr Leben nachzudenken, mussten
alle Männer verneinen. Dafür war in ihrem geschäftigen Leben nun wirklich
kein Platz mehr!
Ich kenne auch solche Tage, an denen ich nur noch von einem zum andern
rotiere und unter ständiger Anspannung stehe. Im Nachhinein kann ich dann
nur noch den Kopf schütteln über mich selber, dass ich unter Druck schon mal
meine täglichen Zeiten der Ruhe und Entspannung einfach vergesse. Dabei
weiss ich aus Erfahrung, wie gut mir solche kurzen Auszeiten der Besinnung
und des Nachdenkens jeweils tun.
Im Grunde ist es eine paradoxe Erfahrung: Je weniger Zeit ich scheinbar
habe, desto mehr Zeit und Kraft gewinne ich, wenn ich mir die Zeit nehme für
Momente der Entspannung und der Besinnung. Nach einer kurzen Auszeit geht
mir in der Regel alles leichter, schneller und kraftvoller von der Hand.
Im folgenden Gebet von Andrea Schwarz kommt dieser seltsame Sachverhalt
sehr tiefsinnig zum Ausdruck:
ich nehme mir Zeit
und Kraft fürs Gebet
und habe mehr Kraft
und Zeit
ich richte mein Tun
auf dich hin aus
und mein Handeln
verändert sich
du dringst ein und nichts
ist mehr so wie es war
Wichtiges wird unwichtig
Unwichtiges wichtig
du stellst mein Leben
auf den Kopf
und ich lasse mich
ich gebe mich dir
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Hauptbahnhof Zürich
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