Weg-Wort vom 18. August 2009
Zeit
Wie oft kommt es vor, dass ihnen der Zug, das Tram, der Bus vor der Nase
wegfährt. Dabei hatten Sie es so eilig. 15, 30 Minuten Wartezeit. Verlorene
Zeit. Sie sitzen beim Arzt. Sie waren für eine bestimmte Zeit bestellt. Da
kommt ein Notfall dazwischen. Wieder verlorene Zeit. Menschenschlangen im
Supermarkt vor den wenigen Kassen. Alle Einkaufswagen sind bis zum Rand
gefüllt. Es will nicht recht vorwärtsgehen. Noch einmal verlorene Zeit. Stau
auf der Autobahn in dieser Hitze. Dabei ist die Fähre an der Küste schon
gebucht. Man wird das Schiff wohl nicht mehr erreichen. Endgültig verlorene
Zeit.
Wir alle kennen solche Zwischenfälle. Aber wir könnten diese auch anders
sehen: Wartezeit ist geschenkte Zeit, freie Zeit, Zeit zum Denken. Die
Gedanken werden frei. Sie können im Geist zu einem lieben Mitmenschen
wandern. Was mag er gerade tun? Sie können auch zu einem Menschen wandern,
mit dem sie Schwierigkeiten haben. Sollten sie es nicht doch noch einmal mit
ihm versuchen, ein freundliches Wort an ihn richten? Vielleicht wartet er
darauf.
Wartezeit ist eine Bereicherung unseres Lebens, ein schönes Geschenk. Wer an
die Sanduhr denkt und sich vorstellt, wie das obere Häuflein Sand immer
weniger wird, der weiss auch, dass Zeit nicht unbegrenzt zur Verfügung
steht. Ernte ist bei aller Freude und Dankbarkeit auch ein Zeichen des
Endes.
Auch unser Leben neigt sich einmal dem Ende zu. Unsere Zeit ist einmal
abgelaufen. Das braucht uns nicht verzweifeln zu lassen. Wir haben die
Möglichkeit, uns mit zu teilen und Gutes zu tun. Gut genutzte und schlecht
genutzte Zeit sind in gleicher Weise möglich. Wir können die Zeit einteilen,
Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden, das Eine tun und das Andere lassen.
Es ist meine Zeit, aber Gott hat sie mir gegeben. Die Zeit gehört mir; ich
aber gehöre dem, der mich braucht.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
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