Brummkreisel
Ich erwache morgens durch unseren Sohn, der früh zur Arbeit muss, der versucht leise zu sein, von dem
ich aber doch höre, wie er am Frühstückstisch hantiert.
Wenn ich dann kurz aufstehe, öffne ich weit das Fenster und ich empfange den überwältigenden morgendlichen
Vogelgesang, im Hintergrund die ersten S -Bahnen.
Ich darf nochmals ins Bett, bis mich das sanfte Brummen der elektrischen Kaffeemühle der Nachbarin über
uns weckt – jeden Tag zur gleichen Zeit – ich muss keinen Wecker stellen. Von den unteren Stockwerken kommt das Springen und Rufen der Kinder, die bald zur Schule und zum Kindergarten losziehen. Draussen startet ein junger Mann mit mehrmaligem Dröhnen sein
Motorrad, dann braust er los. Der Hauswart schiebt die quietschenden Müllcontainer und der wartende Bus tuckert.
Eine Dusche rauscht, eine Waschmaschine läuft an, ein Staubsauger kommt dazu. Mein Wasserkocher für das
Teewasser brodelt, der Nachbar geht und seine Türe schlägt ins Schloss, der Getränkelieferant fährt vor und die Flaschen klirren, die Radiosprecherin kündigt einen Titel an.
Das Leben um uns herum spielt und schwingt täglich wie ein grosses Orchester, in gleichbleibenden Rhythmen.
Was in Momenten wie Chaos erscheint, folgt einer Ordnung. Die tägliche Musik erklingt in Varianten, nicht jeder Ton ist ein schöner Ton, so ist das bei Musik. Ein Chaos ist es nicht. Alles ist geleitet durch einen großen Taktgeber, die Drehung der Erde um
sich selbst. Nicht jeden Tag höre ich bewusst hin, aber wenn doch, höre ich im Morgenklang, die Stimme dessen, der das Chaos geordnet und der die Erde zum Drehen gebracht hat.
Bild: wikimedia