Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 7. August 2018
Zum bevorstehenden Schulanfang
Ein Erstklässler, der erst seit ein paar Tagen zur Schule geht, steht schluchzend im Gang des Schulhauses. Er möchte die Pause nicht mit den anderen Kindern draussen verbringen. Ein Mädchen aus derselben Klasse versucht herauszufinden, was los ist. Sie bekommt aber nichts aus ihm heraus und holt den Klassenlehrer zu Hilfe. Der Lehrer ist freundlich und redet dem Jungen gut zu. Endlich kann dieser sagen, was ihn so traurig macht: «Ich versuche mir immer wieder das Gesicht meiner Mutter vorzustellen. Aber es geht nicht. Ich habe vergessen, wie sie aussieht.»
Der Lehrer muss erst eine Weile überlegen. Dann antwortet er dem Jungen: «Wenn Du nicht mehr weißt, wie Deine Mutter aussieht, dann gibt’s nur eins. Du gehst jetzt sofort nach Hause. Dann schaust Du Dir Deine Mutter ganz genau an. Und wenn Du sicher bist, dass Du Dich gut an sie erinnern kannst, kommst Du wieder zurück in die Schule.» Erleichtert ging der Junge nach Hause und kam auch schon bald wieder zurück.
Das Mädchen in dieser Geschichte ist meine Tante. Sie ist vor ein paar Wochen mit 88 Jahren gestorben. Wegen ihrer fortschreitenden Demenz lebte sie in einem Altersheim und war auf Hilfe angewiesen. Die Güte und die Liebe ihresLehrers zu den Schulkindern hatte sie so sehr beeindruckt, dass diese Begebenheit in ihrem Gedächtnis unzerstörbar eingraviert war. Wenn man sie besuchte, konnte sie diese und andere berührende Geschichten immer noch lebendig nacherzählen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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