Weg-Wort vom 14. August 2012
Demut
Demut ist ein Wort, das bis vor wenigen Jahren kaum mehr in unserem Sprachgebrauch zu
finden war. Demut klang nach Leisetreterei, Unterwürfigkeit und Selbstaufgabe. Wenn man
genau hinschaut, was das Neue Testament mit Demut meint, findet man aber etwas ganz
anderes.
Demut meint nicht die freiwillige Unterordnung der einen unter die anderen, sie
legitimiert keine Hierarchie. Sie beruht auf Gegenseitigkeit und lebt aus einer tiefen
Achtung des Nächsten und aus der geschwisterlichen Liebe. Demut ist eine Lebenshaltung,
die Mensch und Schöpfung nicht einfach benutzt, sondern mit Sorgsamkeit behandelt.
Demut könnte in diesen Zeiten einer grossen Wirtschaftskrise, unter deren Auswirkungen
viele Menschen zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit oder wegen starker wirtschaftliche
Probleme in den Betrieben leiden, zu einem wichtigen Begriff werden. Mehr noch: Demut
könnte zur zentralen Strategie zur Bewältigung der Krise werden.
Das heisst dann: Demut statt der Gier, in der viele Menschen auf Kosten anderer versuchen,
immer mehr an sich zu raffen. Solche Demut meint weiter, sorgsam mit dem Besitz anderer
umzugehen und nicht nur das eigene Wohl, sondern das Wohl aller im Blick zu behalten.
Demut wäre dann eine grundsätzliche Haltung dem Leben gegenüber. Wer demütig ist, wird
Welt und Schöpfung, Erde und Wasser, Land und Luft nicht nur als Verbrauchsgegenstand
sehen, sondern als ein Geschenk, das für alle da ist, und sorgsam behandelt und
rücksichtsvoll genutzt werden soll.
Der Begriff der Demut beschreibt dann eine neue veränderte Haltung, die dazu beiträgt, die
Krise zu überwinden, eine Überwindung überhaupt erst möglich macht.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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