Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 14. März 2019
Versöhnung
Es gibt Tage, an denen hat man das Gefühl, die Schwere der Anliegen der Menschen, welche in die Bahnhofkirche kommen, drücke fast den Boden ein. Es gibt Tage, da schüttelt man nur den Kopf über die Schicksale, welche uns anvertraut werden. Aber es gibt Tage, da könnte man die ganze Welt umarmen.
So war es, als jemand folgende Geschichte erzählte: Die Person stand vor der Bahnhofkirche und war am Telefon als jemand an sie herantrat und mit vorwurfsvoller Stimme sagte, sie dürfe hier nicht telefonieren, man höre das drinnen in der Bahnhofkirche.
Es war kein einfaches Telefongespräch, denn der Person wurde gerade mitgeteilt, dass die Mutter einer Freundin verstorben sei. Sie wollte doch einfach ihre Freundin trösten, sagte sie mir. Und dann der Vorwurf. Dabei ist doch draussen vor der Kirche immer laut.
Ich kannte die Frau, welche Kritik geübt hat, schon oft hat sie Leute kritisiert – nicht immer im richtigen Ton.
Einige Tage später kommt die Person, welche am Telefon „erwischt“ wurde erneut zum Gespräch. Sie strahlt und sagt, sie müsse mir eine unglaubliche Geschichte erzählen: Sie sei der kritisierenden Frau wieder begegnet, nur diesmal sei diese auf sie zugekommen und hätte gesagt, sie sei die Person, welche sie vor einigen Tagen kritisiert habe wegen dem Telefon. „Es tut mir Leid, es war nicht richtig, ich sollte nicht immer die anderen kritisieren sondern für mich schauen, dass ich niemandem auf die Füsse trete.“
Welche Einsicht, denke ich. An diesem Tag haben sich zwei Menschen gefunden. An diesem Tag wurde Versöhnung real. Manchmal braucht es wenig, ein kleiner Schritt mit einer grossen Wirkung.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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