Weg-Wort vom 7. Dezember 2009
Visionär leben
Die Adventszeit lädt uns ein, uns mit unseren Erwartungen, Hoffnungen und
Träumen zu beschäftigen. Eigentlich sind wir ja ganz zufrieden mit unserem
Leben. Doch manchmal fühlen wir uns unerfüllt und stellen uns vielleicht
Fragen wie:
Was ist aus meinen Visionen und Träumen geworden?
Habe ich mich einfach abgefunden mit dem, was ist?
Oder wovon träume ich noch immer?
Welches ist die Würze in meinem Leben?
Nicht jene sind zu bedauern, deren Träume nicht in Erfüllung gehen, sondern
jene, die keine mehr haben, schreibt die österreichische Dichterin Marie
von Ebner-Eschenbach. Träume und Visionen sind die Würze in unserem Leben.
Sie lassen uns nicht zu bequem im stets Bisherigen verharren. Sie fordern
uns heraus und wecken die besten Kräfte in uns. Sie verleihen uns Flügel.
Wir wachsen an ihnen manchmal sogar über uns selbst hinaus:
Einem Ehepaar liegt die persönliche Entwicklung und Entfaltung der Menschen
so sehr am Herzen, dass sie sich zu einem grossen Teil ihrer Freizeit in
Kursen der Erwachsenenbildung engagieren.
Die Vision von der sozialen Gerechtigkeit in seiner Umgebung wie in der
Welt erfüllt sein Leben mit Engagement und Kraft.
Der Schutz der Natur, die Bewahrung der Schöpfung sind ihr ein
Herzensanliegen; dafür investiert sie viel Energie, Geld und Zeit.
Träume und Visionen sind aber auch eine zweischneidige Angelegenheit. Sie
verweisen uns einerseits darauf, wie gross wir sein können, wenn wir die
engen Grenzen unseres Egos überschreiten. Identifizieren wir uns aber zu
sehr mit ihnen, können wir leicht die Realität aus den Augen verlieren.
Genügen wir ihnen andererseits nicht, laufen wir Gefahr, uns von ihnen klein
machen zu lassen.
Wir können allerdings Schritt um Schritt auf unsere Vision hin leben und
nach jedem erreichten Zwischenziel sie und die einzelnen Schritte
überprüfen, ob sie der Entwicklung unserer Person, den Mitmenschen und der
Situation noch angemessen sind.
Die Botschaft Jesu ist uns Christen zudem Massstab und Richtschnur für
jegliches visionäre Denken und praktische Handeln.
Von welchen Träumen oder Visionen lasse ich mich leiten?
Setzen sie mich unter Druck? Lassen sie mich oft enttäuscht und deprimiert
zurück?
Oder sind sie mir Ansporn, meinen Alltag stets neu zu wagen? Trotz allem?
Sind sie für mich eine Quelle der Kraft, mich immer wieder von neuem auf die
Menschen meiner Umgebung und auf mich selbst einzulassen?
Ihr seid das Salz für die Welt. Wenn aber das Salz seine Kraft verliert,
wodurch kann es sie wiederbekommen? (Mt 5,13)
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Iris Daus, Rolf Diezi
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Hauptbahnhof Zürich
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