Unzufrieden
Das ist der Mann, der zu mir kommt: chronisch unzufrieden. Dabei hat er eine gute Anstellung und in seinem Beruf unendlich viel Erfolg. Den sieht er, aber er schaut nicht darauf. Vielmehr blickt er praktisch immer zwanghaft auf das Negative!
Auf eine meiner Nachfragen hin berichtet er eine Erinnerung aus seiner Schulzeit. Sein Vater war für einige Monate beruflich weg und fast nie zu Hause. Schon einige Zeit vorher hatte er im Gymnasium zu kämpfen. Oftmals drohte das Wiederholen einer Klasse. Aber er konnte es immer knapp abwenden. Dann, während der Abwesenheit seines Vaters, begann er, sich intensiv auf die Schule zu konzentrieren. Er wollt den Vater mit einem guten Zeugnis überraschen. So stabilisierte er sich schnell und wurde in vielen Fächern um ein bis zwei Noten besser.
Als die strenge Zeit für den Vater vorbei war,
zeigt er ihm das deutlich bessere Zeugnis.
Der Vater studierte es lange. Und dann war sein
einziger Kommentar: "Und warum bist du in Geografie schlechter
geworden?"
Das war das einzige Fach, in dem der Sohn
schlechter geworden war!
In ihm brach eine Welt zusammen. Das enttäuschte
ihn furchtbar, dass der Vater das Anerkennenswerte nicht gelobt, dafür aber das
weniger Gute getadelt hatte.
Und genau das hat sich in seinem Leben ausgewirkt. Letztlich führte das der Mann mit sich selber weiter: Den ganzen Tag arbeiten und schuften und abends nur auf das schauen, was vergessen, was nicht optimal erfüllt wurde. So wird niemand mit sich zufrieden!
Es zählen wirklich nur das Lob und der Blick auf das Erreichte, wenn wir zufrieden und glücklich werden wollen. Darum ist es so wichtig, dass wir mit unserem Lob grosszügig und mit der Kritik äusserst sparsam sind!
Mit freundlichen Grüssen