Meine Einkaufstouren mit dem Fahrrad führen mich durch ein kleines Naturschutzgebiet: Ein paar kleine Weiher auf denen Libellen tanzen und in denen im Frühjahr Frösche quaken, Riedwiesen mit seltenen Blumen finden sich dort. Auf halbem Weg radle ich an einem Brunnen vorbei.
Jetzt merke ich, wie sich die Landschaft verändert: Die Weiher sind klein geworden, der Wasserstand ist niedrig, das Schilf darum herum ist vertrocknet und grau. Auch die Felder, an denen ich vorbeiradle sind grau und trocken. In den Riedwiesen ist (noch) Leben. Gleich mehrere Störche staksen durchs hohe Grün: Nur dort gibt es noch Feuchtigkeit und Futter für sie. Der Weg auf dem ich radle ist trocken und staubig, mir rinnt der Schweiss herunter und ich habe Durst.
Jetzt halte ich am Brunnen, trinke in grossen Schlucken, ich tauche meine Arme ins Wasser, kühle meine Füsse, am liebsten würde ich mich hineinsetzen. Der Brunnen ist «Labsal».
Manchmal sage ich das so leichthin: «Jesus ist lebendiges Wasser», wie jemand, der den Brunnen sieht, aber vorbeiradelt, weil er keinen Durst hat.
Jesus sagt: «Selig sind, die hungern und dürsten nach er Gerechtigkeit. Sie werden satt werden». (Matthäus 5,6). Verlangen, Durst, Hunger, Lust und Sehnsucht brauche ich um den Brunnen wahrzunehmen.
Kirche braucht keine sozialen und medialen Events anzubieten, kein Bodenpersonal, das immer neue Kreativideen ausbrütet, es reicht zu fragen: Hat Eure Seele Durst? Kommt her! Wir alle haben diesen Durst, wir teilen ihn. Wir lassen ihn von Gott stillen, unserem Brunnen mit sprudelndem Wasser.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
info@bahnhofkirche.chwww.bahnhofkirche.chwww.offene-tuer.net
Das Weg-Wort als iPhone- bzw iPad-App:
http://itunes.apple.com/de/app/bahnhofkirche/id434629936?mt=1
Der Weg-Wort-App für die Android-Welt:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.medialemon.bahnhofskirche