Weg-Wort vom 15. September 2006
Es muss ein neuer Wille durch unser Land gehen (Psalm 35)
Am nächsten Sonntag feiern wir den Eidgenössischen Bettag. Für mich steht er
in diesem Jahr im Zeichen der vielen Verlierer in unserer Gesellschaft. Ich
denke an die Sozialhilfe- und IV-Empfänger, an die Working Poor, also an
die Haushalte, die trotz Erwerbstätigkeit kein Einkommen erreichen, das über
der Armutsgrenze liegt, an die Jugendlichen, die keine Lehrstelle gefunden
haben, an die Arbeitslosen.
Sie stehen auf der Schattenseite unserer Gesellschaft. Sie können mit dem
Psalmbeter des 35. Psalms sagen: Herr, mache meinen Gegnern den Prozess;
bekämpfe, die mich angreifen. Ergreife Schild und Schutzwehr und erhebe
dich, um mir zu helfen. (Psalm 35.1f)
Sind wir ihnen Schild und Schutzwehr? Helfen wir ihnen? Wir, die auf der
Sonnenseite, der dankbaren Seite unserer Gesellschaft stehen, teilen wir
unseren Reichtum, unser Glück mit ihnen? Hören wir auf weiter mit zu machen
bei einer Politik, die die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer
werden lässt? Oder soll weiter gelten, was im 35. Psalm steht: Sie (die
Mächtigen, die Reichen, die, die das Sagen haben) sie sollen nicht mehr
sagen: Fein, das haben wir gewollt! Sie dürfen nicht mehr prahlen: Den da
fressen wir. (Psalm 35.25)
Bettag heisst In-sich-gehen, heisst überdenken und die Weichen neu stellen.
Es muss ein neuer Wille durch unser Land gehen. Eine neue Gerechtigkeit muss
kommen. Eine neue Harmonisierung, die wirklich ernst macht mit dem Schutz
der Schwachen.
Im Psalm 35 heisst es:
Der Herr ist gross; er will, dass es seinem Knechte gut geht. Meine Zunge
wird deine Gerechtigkeit verbreiten, den ganzen Tag soll sie deinen Ruhm
verkünden. (Psalm 35.27bf)
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Neu: Blog unter
http://blogs.ref.ch/bahnhofkirche.php
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche