[Wegwort] 21.01.2009

Weg-Wort vom 21. Januar 2009 Das Flusswasser, das du berührst, ist das letzte von dem, was weggeflossen ist, und das erste von dem, das heranfliesst. So ist die Gegenwart. (Leonardo da Vinci) Mir ist es eine Freude, am Fluss zu weilen und zu spielen. Aus Blättern und Zweigen kleine Schiffchen machen und beobachten, wie das Wasser sie wegträgt ist spannend. Wenn ich am Flussufer stehe, dann reisen die Schiffchen von mir weg. Der Moment in dem ich das Schiffchen dem Wasser übergeben habe ist vorbei und er entfernt sich mit ihm. Flussaufwärts schauen wir dem entgegen, was das Wasser uns zuträgt. Es ist nur für einen kurzen Augenblick bei uns, um dann weiter zu ziehen. Nur im Moment, in der Gegenwart, dort, wo wir uns gerade befinden, haben wir die Möglichkeit den Lauf der Dinge zu beeinflussen. Zum Beispiel können wir einem Schiffchen das vorbeizieht eine andere Richtung geben. Damit verändern wir etwas im Lauf der Welt und das können wir nicht mehr rückgängig machen. So gesehen sind wir nur in der Gegenwart Teil dessen, was bleibt. Nur im Moment können wir wirksam sein. Darum kann man sagen, in der Gegenwart hätten wir auch Anteil am ewigen Leben. Es gibt Zeiten im Leben, da wartet man darauf, dass sich etwas verändert oder man hängt Vergangenem nacht. Man beschäftigt sich in Gedanken mit der Zukunft, man malt sich aus, wie alles sein wird wenn es soweit ist. Ausgerichtet auf das was kommt laufen wir Gefahr, den Moment in der Gegenwart zu verpassen, in dem wir den Kurs unseres Lebens verändern können. Wir warten, anstatt da zu sein und zu handeln. So warten viele auch auf Gott. Sie malen sich aus, wie das sein wird, wenn ihre Gebete erhört werden. Aber so besteht die Gefahr, den Moment zu verpassen, in dem die Gelegenheit zur Veränderung da ist. Denn Gott ist mit denen, die in der Gegenwart leben. Er ist der lebendige Gott und darum erfahren ihn auch nur die Menschen, die wach und für in da sind. © Bahnhofkirche Hauptbahnhof Zürich www.bahnhofkirche.ch Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche