Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 30. November 2018
Freiheit im Vertrauen
Neulich im Bus steigt eine junge Frau mit einem Hund ein. Der Hund war recht
gross und ohne Leine unterwegs. Ich schaue skeptisch. Aber der Hund gehorcht
der Frau, hört auf ihre Stimme und versucht es allen recht zu machen.
Er schnüffelt nicht an den Gästen, putzt seine Nase nicht an unseren
Kleidern und will auch mit niemandem spielen. Der Hund fährt einfach Bus.
Beim Aussteigen wedelt das Tier mit dem Schwanz und trippelt neben der Frau
her. Ich schaue den beiden nach und freu mich über das Duo. Wie viel
Vertrauen hat die Frau in ihren Hund, wieviel Vertrauen der Hund in die
Frau. Es braucht keine Leine, es geht auch so.
Anders eine Grossmutter mit ihrem Enkel im Zug: Pass auf mit den Beinen,
rutsch zur Seite, sei still. Das arme Kind, denke ich. Wie wenig Vertrauen
hat die Oma in ihren Enkel. Wenn die Grossmutter dem Enkel liebevoll
erklären würde wie das so funktioniert im Zug, dann könnte ihre Beziehung
wachsen, der Kleine etwas lernen und alle könnten die Fahrt geniessen.
Sowohl Kinder wie Hunde müssen in Zug und Bus wissen, was man von ihnen
erwartet, sie müssen lernen, sich im Dschungel der Welt zurechtzufinden. Das
geht aber wohl besser mit Vertrauen als mit scharfen Worten. Und ja,
Vertrauen beinhaltet auch, dass ich irren darf, dass ich Fehler machen darf,
dass ich es besser machen darf. Geht nicht Gott so mit uns Menschen um? Wir
dürfen Fehler machen, wir sind nicht perfekt, aber Gott hat Vertrauen in
uns, er hofft, dass wir immer wieder seiner liebenden Stimme folgen und wenn
nötig auch mal umkehren auf unserem Weg. Das ist Freiheit.
Advent könnte so eine Zeit der Umkehr sein, eine Zeit des Hörens auf die
Stimme Gottes in unserem Herzen. Hoffentlich gelingt es.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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