Weg-Wort vom 25. März 2008
Österliche Lebensfreude
Ostern Zeit des Neuwerdens und der Freude. Wir feiern den Gott des Lebens!
Und das in einer Welt, die täglich Leben zerstört, auf oft grausame und
sinnlose Weise: durch Unrecht, Gewalt und Krieg, durch Ungerechtigkeit und
Hunger, durch Vergewaltigung und Zerstörung der Natur unserer eigenen
Lebensgrundlage.
Können wir trotz alldem frohen Herzens Ostern feiern? Steht der Osterglaube
nicht allzu quer inmitten von Not und Elend dieser Welt? Hat er genügend
Kraft, der oft brutalen Wirklichkeit unserer Gesellschaft standzuhalten?
Der christliche Glaube blendet die Spannung zwischen Karfreitag und Ostern
nicht aus. Beide gehören untrennbar zusammen! Eine Osterfreude, die den
bitteren Tod Jesu am Kreuz vergisst, kann vor der Realität des Lebens nicht
bestehen. Wer beim Karfreitag stehen bleibt und Ostern aussen vor lässt,
beraubt sich der Grundlage des christlichen Glaubens.
Ostern nimmt die ganze Realität des Menschseins ernst. Die Osterbotschaft
weckt und stärkt die Lebensfreude der Menschen, die den Schattenseiten des
Lebens nicht ausweichen. Sie ist die Kraft, die uns zum Leben Ja sagen lässt
ohne zu vergessen, was uns ängstigt, traurig und wütend macht.
Österliche Menschen lassen nie nach im Engagement für eine gerechtere und
solidarische Welt, obwohl Unrecht und Gewalt wahrscheinlich nie aufhören
werden. Sie wissen, dass der Friede ein langer Prozess ist und stets neu
erarbeitet werden muss, gerade weil die Gewalt kurzen Prozess macht.
Österliche Menschen verharren nicht in Hoffnungslosigkeit oder tötender
Betrübnis, sondern wagen immer wieder neu das Leben. Denn sie gehen stets
davon aus, dass nicht nur das Böse, sondern auch das Gute eine ansteckende
Kraft hat.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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