Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 3. April 2019
Micha, warum bist du so aktuell?
Es ist noch nicht lange her, dass in den Medien berichtet wurde, wie sehr die Aufrüstung fortgeschritten ist. Aufrüsten lohnt sich scheinbar. Und zwar weltweit und wir in der Schweiz sind da auch als christlich geprägtes Land mit dabei. Und du, Micha? Du hast es immer noch damit, dass Messer zu Pflugscharen werden sollen.
Vor rund 2800 Jahren bist du in Jerusalem aufgetreten, hast mit deinem Wehegeschrei die Notablen der Stadt geärgert. Du hast dein Wehe nicht wie eine Drohung gemeint, sondern wie die Klageweiber, die einen Toten beklagen. Das wird sie wohl noch mehr geärgert haben, die Reichen und Mächtigen, die politisch und wirtschaftlich führenden Kräfte. Da kam doch einer vom Land - ein richtiges Landei - und machte ihnen Vorhaltungen wegen ihres Lebenswandels.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Betroffenen damals gefunden haben, dass der kleine Prophet sich um Anderes bemühen sollte, als ihnen Vorhaltungen zu machen, dass er überhaupt kein Recht habe, so mit dem Holzhammer auf sie loszugehen.
Dabei deckt Micha nur die sozialen Missstände auf und dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht. Ja, und er weiss es - und das macht besonders wütend - was Recht und Unrecht ist. "Er hat dir kundgetan, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert: Nicht anderes als Recht zu üben und Güte zu lieben und in Einsicht mit deinem Gott zu gehen." (Micha 6,8).
Für damals male ich mir das so aus: Man war nicht begeistert bei denen, die Macht hatten und Geld. Für Heute müsste ich Micha fragen: Was meinst Du, haben die Tonangebenden in Politik und Wirtschaft Freude an deiner Botschaft? Oder denken sie, den müsste man zurückbinden?
Was meinst Du zu den Fragen wie dem schleichenden Sozialabbau oder dem florierenden Waffenhandel? Was meinst Du?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche