Weg-Wort vom 5.Dezember 2011
Ariadne
Die athenische Version der Ariadne-Sage überliefert, dass König Minos Athen
unterworfen hatte, nachdem sein Sohn dort ermordet worden war. Die Athener
wurden dazu verpflichtet, alle neun Jahre sieben Jungfrauen und sieben
Jünglinge als Menschenopfer für den Minotauros nach Kreta zu schicken. Als
zum dritten Mal der abscheuliche Tribut fällig war, schleuste sich der
athenische Königssohn Theseus in die Gruppe der Verdammten ein. In Kreta
angekommen, verliebte sich Ariadne auf den ersten Blick in Theseus und
wollte ihm helfen, den Minotauros zu besiegen. Sie übergab ihm einen Knäuel
selbst gesponnenen roten Wollfaden, dessen Ende Theseus am Eingang des
Labyrinths befestigte. Er tötete das Ungeheuer und fand Dank des
Ariadnefadens unversehrt aus dem Labyrinth heraus. Diese bekannte
griechische Sage fasziniert mich immer wieder neu.
Die Geschichte hat unsere Sprache, unser Leben geprägt. Wir sprechen vom
"Roten Faden" als Leitfaden.
Um was geht es da genau? Der Faden ist rot, die Farbe der Liebe! Ob Ariadne
wirklich Wolle verarbeiten konnte, waschen, karden, spinnen und färben? Geht
es überhaupt um den Knäuel, den Ariadne Theseus gibt? Für mich geht es um
die Liebe. Es ist die Liebe, die Theseus den Weg finden lässt. Es ist die
Liebe, die ihm Mut macht, im Labyrinth nicht zu verzweifeln, es ist die
Liebe, die ihm den Weg weist. Und so ist es bis heute. Liebe kann wegweisend
sein und kann Leben retten.
Genau, und da war doch einer, der hat ernst gemacht mit der Liebe - Jesus!
Er hat die Liebe nicht nur gepredigt, sondern auch vorgelebt. "Jesus
antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein
Herr, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen
und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand und mit all
deiner Kraft. Das zweite ist dieses: Du sollst deinen Nächsten lieben wie
dich selbst. Höher als diese beiden steht kein anderes Gebot." (Mk 12,29ff)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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