Weg-Wort vom 7. August 2008
Abendruhe Feierabend
Besser wenig in Gottesfurcht als reiche Schätze und keine Ruhe.
(Spüche 15,16)
Die alte Gartenbank bekommt nur gelegentlich noch Besuch von der Katze. Sie
verwittert an der warmen Hausmauer. Früher genossen die Menschen auf ihr
den Feierabend. Nachdem das Tagewerk vollbracht war, fanden die Väter und
ihre Familien dort Ruhe in der letzten Abendsonne.
Berührt hat mich als Kind die Szene aus Olga Meiers Anneli. Da beschreibt
die Autorin den glücklichen Moment, als das arme Fabrikmädchen am
Samstagabend nach einer langen Woche im Maschinenlärm neben dem Vater auf
dem Bänklein sitzt und den Sonntagsglocken zuhört.
Frieden und Ruhe gehen von der Szene aus. Wer Feierabend hat, dem geht es
gut. Auf der Bank oder dem Balkon erleben die Menschen Frieden. Wer den
Abend feiert und Ruhe einkehren lässt, kann erleben, was mit dem Shalom in
der Bibel gemeint ist. Dann erlebt man äusseren Frieden und innere Ruhe
zugleich.
Feierabend, Ruhe einkehren lassen nach einem hektischen Tag, gönnen Sie sich
das? Zeit um den Sonnenuntergang zu beobachten, Zeit um den Schwalben
zuzusehen, wie sie am Himmel die Mücken jagen?
Meistens haben wir am Abend noch viel zu bewältigen: Waschen, weil der
Schlüssel zur Waschküche weitergegeben werden muss, Rechnungen bezahlen,
einkaufen, Fitness etc. Auch dem Engagement im Klub, in der Gemeinde oder
dem Verein opfern wir freiwillig manche Abendstunde.
Eine Konfirmandin meinte zu dieser Hektik. Das Angebot ist für uns so
gross, wir haben so viele Möglichkeiten uns zu entfalten, da ist es halt
schwer sich zu entscheiden. Man möchte einfach alles. Da kann man ihr nur
beistimmen.
Unser Vers spricht darum auch von Gott. Die Beziehung zu ihm bringt er in
Zusammen-hang mit der Ruhe. Verzichten um Zeit für Gott zu haben, zum
Beispiel auf der Feier-abendbank. Wer den Abend feiert, lässt seine Seele
auftanken, dem schenkt Gott Ruhe.
In der Ruhe kann die Beziehung zu Gott wachsen, und das sei weit mehr, als
alles was wir ergattern können, sagt uns der Vers auch.
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