Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich! Weg-Wort vom 6. November 2014 Der Schrank Werden wir älter, steigt die Anzahl der Beschwerden und die Kräfte lassen nach. So ist es üblich. Dass das nicht immer so sein muss, belegt eine persische Geschichte. Drei alte Freunde sassen zusammen, sprachen von den Freuden der Jugend und der Last des Alters. „Die Glieder wollen nicht mehr, früher lief ich schneller als ein Pfeil fliegt. Heute habe ich kaum noch die Kraft einen Schritt nach dem andern zu tun!“ „Sag nichts“, meinte der zweite, „meine jugendlichen Kräfte sind versickert wie das Wasser im Wüstensand. Die Zeit ist nicht stehen geblieben und so ist unsere Kraft zwischen ihren Mühlsteinen zermahlen worden.“ Der dritte, ein Mullah, ein Laienprediger, kaum weniger klapprig als seine Freunde, schüttelte den Kopf und hielt dagegen: „Liebe Freunde, ich verstehe euch nicht. Ich kenne das alles nicht. Ich mache da ganz andere Erfahrungen. Ich weiss, dass ich noch genauso kräftig bin, wie vor vierzig Jahren.“ Begreiflicherweise wollten die beiden andern das nicht glauben, sie konnten es einfach nicht glauben und reagierten sehr heftig auf die anmassende Behauptung ihres Freundes. Der aber liess sich in seiner Haltung nicht im Geringsten erschüttern und legte ihnen seinen Beweis vor: „Gestern habe ich den Beweis erbracht und will euch davon erzählen. Ihr wisst doch, dass in meinem Schlafgemach fast seit Menschengedenken ein eichener Schrank steht. Vor vierzig Jahren habe ich versucht, diesen Schrank zu heben, aber was glaubt ihr, Freunde, was geschah? Ich konnte den Schrank nicht heben. Gestern kam mir die Idee, ich solle einmal den Schrank anheben. Ich versuchte es mit allen Kräften, aber wieder schaffte ich es nicht. Damit ist doch eines klar bewiesen: Ich bin genauso kräftig wie vor vierzig Jahren.“ Ich finde diese Geschichte einfach herrlich und da ich mit jedem Jahr, das mir geschenkt ist, näher an das Alter des Mullah herankomme, habe ich mir erlaubt sie aus dem Werkbuch Seniorenarbeit von Peter Neysters zu stibitzen. Diese Form von List mit dem eigenen Älterwerden umzugehen, die muss geübt werden. Wie man sieht, ist sie auch nur einem von Dreien gelungen. Also früh übt sich, wer auf listig-lustige Art älter werden will. Mit freundlichen Grüssen Ihre Bahnhofkirche © Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich info(a)bahnhofkirche.ch www.bahnhofkirche.ch www.offene-tuer.net Blog: http://romanangst.wordpress.com/ Das Weg-Wort als iPhone- bzw iPad-App: http://itunes.apple.com/de/app/bahnhofkirche/id434629936?mt=1 Der Weg-Wort-App für die Android-Welt: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.medialemon.bahnhofskirche --- Diese E-Mail ist frei von Viren und Malware, denn der avast! Antivirus Schutz ist aktiv. http://www.avast.com