Weg-Wort vom 9.November 2006
Gib die Hoffnung nicht auf
Wie gerne denken wir an die Vergangenheit zurück und erinnern uns an gute
alte Zeiten, wo alles noch ganz anders war. Das Schwierige und Unangenehme
verdrängen wir nur zu gerne und das ist wahrscheinlich auch gut so.
Bei Kahlil Gibran lese ich dazu einen Text:
Gleiche nicht jenem,
der am Kamin sitzt und wartet,
bis das Feuer ausgeht,
und dann umsonst in die erkaltete Asche bläst.
Gib die Hoffnung nicht auf,
und verzweifle nicht wegen vergangener Dinge!
Unwiederbringliches zu beweinen,
gehört zu den ärgsten Schwächen des Menschen.
Die gute alte Zeit, von der manchmal die Rede ist, gibt es allerdings nicht.
Unser Blick soll sich nach vorne, in die Zukunft richten.
Es gibt Momente im Leben, an denen möchte man gerne verweilen, weil es so
schön oder eindrücklich war. Momente in denen es gut ging man Glück fühlte.
Es gibt aber auch schwierige Zeiten, die man so schnell als möglich hinter
sich lassen möchte. Doch auch solche Augenblicke gehen vorüber und es liegen
neue, gute Zeiten vor mir.
So kann Paulus über seine Vergangenheit schreiben:
Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor
mir ist.
Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung,
die Gott uns in Christus Jesus schenkt. (Phil. 3,14)
Deshalb ist der Satz wichtig: Gib die Hoffnung nicht auf.
Hoffnung weitet uns den Blick nach vorn, auf das, was wir erwarten und
erreichen möchten. Das ist Brennmaterial für das Feuer, das nicht verlöschen
darf, denn in die verglühte Asche zu blasen wirbelt nur Staub auf, da hat
Kahlil Gibran recht.
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