Weg-Wort vom 8. Januar 2010
Jesus Gottes Kontrastprogramm
Der weihnachtliche Festkreis schliesst sich mit dem kommenden Sonntag, an
dem wir das Gedächtnis der Taufe Jesu feiern. Für die meisten von uns hat
bereits der Alltag wieder begonnen mit seinem Kleinkram, mit seinem Trott.
Ich frage mich: War das schon alles? War Weihnachten bloss so etwas wie eine
Insel, ein Rückzug ins Private für ein paar Tage, und nun ist wieder alles
gleich wie vorher? Oder bleibt etwas? Was nehmen wir mit in die kommenden
Wochen des neuen Jahres? Hat uns der Blick ganz nach unten in die Krippe,
auf dieses Kind, nachhaltig berührt?
Vielleicht sagt Ihnen das Buch Jesaja etwas. Im Kapitel 42,1-9, dem ersten
Lied vom Gottesknecht, kommt das Charakteristische von Jesus zum Zug. Er
weiss, wie verletzlich Menschen sind, deshalb begegnet er ihnen mit einem
riesigen Mass an Einfühlung, ja, mit absoluter Zuneigung und Zuwendung:
Er schreit nicht und lärmt nicht. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht,
und den glimmenden Docht löscht er nicht aus. Er wird nicht müde und bricht
nicht zusammen
(Verse 2-4). ER nicht, aber vielleicht wir? Was da
beschrieben wird, klingt ganz nach einem Kontrast zu dem, was normalerweise
unter Menschen üblich ist. (F.J. Ortkemper) Aber was nützt uns das? In
unserer Zeit tobt der Konkurrenzkampf, da wird knallhart wegrationalisiert
und optimiert. Auf die Leistung kommt es an, für Gefühle ist kein Platz, und
für Ideale schon gar nicht, das wäre nur unrealistisch und unvernünftig. Da
geht man doch unter! Dennoch regt sich in mir Widerstand. Ohne Vision leben?
Das hiesse resignieren, klein beigeben. Sicher, es ist schwieriger geworden,
zu leben und nicht nur zu überleben. Und doch möchte ich etwas von dieser
biblischen Vision mitnehmen. Sie will uns Mut machen, trotz aller Sachzwänge
Menschlichkeit zu üben, Mit-Mensch zu sein.
Jesus liess sich von Johannes im Jordan taufen wie Viele damals. Die
Verhältnisse jener Zeit waren alles andere als einfach. Die Menschen
spürten: Es muss etwas passieren, so kann es nicht weiter-gehen. Besinnung,
Umkehr, Neuorientierung die Busstaufe bildete da den Anfang. Jesus steigt
in den Jordan, nach unten, in die Tiefe. Er geht den Weg des Volkes mit,
holt die Menschen heraus aus ihrem Elend. Sein Antrieb dafür, sozusagen der
Motor, ist der Geist Gottes, aus dem er handelt. Das ist ja das Typische für
Gott, dass es ihn nach unten zieht, in unsere Geschichte hinein. Gott müht
sich ab um jeden einzelnen Menschen, aus lauter Liebe macht er die Arbeit
eines Knechtes. Wenn ich den Alltag mal wieder mühsam finde, an meine
Grenzen stosse oder in ein Loch falle, will ich an die Verse aus dem Buch
Jesaja denken. Gott steht zu mir, er ist und er bleibt bei mir, er lässt
mich nicht fallen. Er weiss um meine Grenzen. Gerade deshalb bleibt er der
treue JAHWE, der Ich-bin-da-für-euch. Das stärkt und macht Mut, auch
einmal gegen den Strom zu schwimmen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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