Weg-Wort vom 19. Juni 2007
Gott in unsere Pläne einbeziehen
Leben das ist unser kostbares, ja kostbarstes Gut. Es gut zu gestalten,
ist ein tiefer Wunsch in uns. Manchmal befällt uns vielleicht Angst, wir
könnten das Leben verpassen oder es könnte zu wenig genutzt an uns
vorbeiziehen. Wir überlegen, was wir alles tun wollen. Damit genug zum Leben
bleibt, wird das Leben geplant. Veranstaltungen zu besserer Arbeitstechnik,
effizienterem Management und persönlicher Laufbahngestaltung wollen dabei
helfen. Schon als Kind wurden wir gefragt: Was möchtest du einmal werden?
Und wir träumten davon: Wenn ich einmal gross bin, ... Von solchem Planen
erzählt eine Geschichte.
Ein alter Mönch unterhielt sich mit einigen jungen Leuten, darunter auch mit
Robert. Der Mönch wollte wissen: Welches sind deine Zukunftspläne? Ich
möchte schnellstens ein Jurastudium beginnen, antwortete der Maturand. Und
dann? fragte der Mönch. Nun, dann möchte ich eine Rechtsanwaltpraxis
eröffnen, später möchte ich heiraten und eine Familie gründen. Und dann,
Robert? Um ehrlich zu sein, antwortete der junge Mann, ich möchte recht
viel Geld verdienen, mich möglichst früh zur Ruhe setzen und viele fremde
Länder besuchen. Das habe ich mir immer gewünscht. Und dann? fragte der
Mönch in fast unhöflicher Beharrlichkeit. Mehr Pläne habe ich im Augenblick
nicht, entgegnete Robert. Der Mönch sah ihn an und sagte: Deine Pläne sind
viel zu klein. Sie reichen höchstens für 75 oder 80 Jahre. Deine Pläne
müssen gross genug sein, um auch Gott einzuschliessen, und weit genug, um
auch die Ewigkeit zu umfassen.
Es ist wichtig, dass wir das Leben nicht an uns vorbei plätschern oder uns
von aussen leben lassen. Darum ist der Wunsch, das Leben zu planen und ihm
Gestalt zu geben, nötig. Zukunftspläne und Zukunftshoffnungen helfen, dem
Leben eine ganz persönliche Note zu verleihen. Schliessen wir aber nicht
eine wesentliche Dimension unseres Menschseins aus, wenn wir unsere Pläne
nicht verbinden mit der religiösen Dimension unseres Seins? Blenden wir
Gottes Wirklichkeit aus, dürfen wir nicht erstaunt sein, wenn wir eines
Tages enttäuscht fragen: War das nun alles? Darum müssen unsere Pläne
gross genug sein und Gott einschliessen. Sie müssen weit genug sein und die
Ewigkeit umfassen.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche