Weg-Wort vom 10. Februar 2009
Leben ist Beziehung
Das geistliche Leben, das der Schöpfungsspiritualität entspricht, besteht
vor allem in der Achtsamkeit, im aufmerksamen Umgang mit der Schöpfung, mit
den Dingen, mit den Menschen, im aufmerksamen Horchen auf Gott in allen
Dingen. Wer achtsam lebt, der lebt in Beziehung mit sich selbst, mit der
Schöpfung, mit Gott und mit den Menschen.
Die eigentliche Krankheit unserer Zeit ist die Beziehungslosigkeit. Weil die
Menschen die Beziehung zu sich und zur Schöpfung verloren haben, schlittern
sie von einer Beziehung zur anderen, nur um sich überhaupt spüren zu können.
Wenn ich aber die Beziehung zu einem Menschen brauche, um mit mir in
Beziehung zu kommen, dann benutze ich einen Menschen, dann beute ich ihn aus
und überfordere ihn mit meiner Beziehungslosigkeit.
Weil viele nicht mehr in Beziehung zu den Dingen sind, gehen sie brutal mit
ihnen um. Sie benutzen sie nur für die eigenen Zwecke, sie beuten sie aus,
sie zerstören sie. Diese Beziehungslosigkeit beobachten wir heute bei vielen
jungen Menschen. Die Lehrer in den Schulen können ein Lied davon singen, wie
die Schüler mit der Einrichtung achtlos umgehen. Das ist nicht Bosheit,
sondern Ausdruck ihrer Beziehungslosigkeit.
Die Beziehungslosigkeit führt noch zu einem anderen heute weit verbreiteten
Phänomen, zur Ruhelosigkeit.
Weil man nicht in Beziehung ist mit sich selbst, weil man nicht im
Augenblick lebt, braucht man immer grössere Anreize, um sich überhaupt noch
zu spüren. Man muss dann möglichst weit in den Urlaub fahren, möglichst
riskante Sportarten betreiben, um überhaupt Leben zu erfahren.
Wer mit sich in Beziehung ist, der spürt bei einem einfachen Waldspaziergang
intensiv das Leben
Er atmet das Leben ein und hat darin alles, wonach er
sich sehnt. Er lebt in Beziehung zu den Bäumen, spricht mit ihnen, spürt
ihre Ausstrahlung. Er fühlt sich als Teil der Schöpfung, geborgen, getragen,
wertvoll, lebendig.
Anselm Grün
Wie steht es um mein In Beziehung sein mit mir selbst, mit den
Mitmenschen, mit der Schöpfung, mit Gott?
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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