Weg-Wort vom 19. November 2009
Für einander da sein
Drei Brüder, so erzählt eine ägyptische Mönchsgeschichte, kamen zu ihrem Abt
und erzählten von ihren Werken. Der erste hatte das Alte und das Neue
Testament auswendig gelernt. Der Abt antwortete ihm: Du hast die Luft mit
Worten angefüllt! Der zweite hatte die Bibel abgeschrieben. Der Abt: Du
hast die Welt mit Papier vollgemacht. Der dritte sagte, er habe so
gefastet, dass auf seinem Herd Gras wachse. Der Abt antwortete: Du hast die
Gastfreundschaft vernachlässigt.
Heute ist der Gedenktag an eine besondere Frau und Heilige, Elisabeth von
Thüringen. Vor 800 Jahren in ein ungarisches Königsgeschlecht geboren, wurde
sie jung mit dem damaligen Landgrafen von Thüringen verheiratet. Am Hof
herrschten Prunk und ein verschwenderisches Leben. Elisabeth setzte dem als
junge Frau ihre radikale Christus- und Nächstenliebe entgegen. Sie liebte
ihren Mann von ganzem Herzen, aber ebenso liebte sie die an den Rand
Gedrängten, die Armen und Geächteten. Als eine grosse Hungersnot ausbrach,
kümmerte sie sich mit Hingabe um die leidenden und kranken Menschen und
teilte den Besitz, indem sie Spitäler gründete. Eine Legende besagt, dass
sie sogar einmal einen Aussätzigen in ihr eigenes Bett gelegt und gepflegt
hatte. Bis heute wird sie bei uns als Heilige der Caritas, der
Nächstenliebe, verehrt. In der katholischen Kirche zeugt noch das sog.
Elisabethenopfer, mit dessen Erlös bedürftigen Menschen geholfen wird, von
ihrer Ausstrahlung und Wirkkraft bis in unsere Zeit hinein.
Anders als die drei Brüder in der Mönchsgeschichte hatte sie verstanden, wie
die Liebe Gottes ein menschliches Gesicht bekommt. Ihr Engagement macht uns
deutlich, was Paulus mit seinem Brief der Gemeinde in Rom sagen wollte:
Seid einander in Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!
Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient
dem Herrn! Gewährt jederzeit Gastfreundschaft! Freut euch mit den Fröhlichen
und weinet mit den Weinenden! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes
bedacht! (Röm 12, 10-15).
Oder mit den Worten des Gründers der Communité von Taizé, Roger Schutz:
Lebe das vom Evangelium, was du verstanden hast, und sei es noch so wenig.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch