Weg-Wort vom 27. Dezember 2007
Sorge nicht um das, was kommen mag,
weine nicht um das, was vergeht;
aber sorge, dich nicht selber zu verlieren,
und weine, wenn du dahintreibst
im Strome der Zeit,
ohne den Himmel in dir zu tragen. (Friedrich D. E. Schleiermacher)
Überrascht stelle ich fest, dass mir nach Weihnachten bloss fünf Tage
bleiben bis das neue Jahr beginnt. Dabei wäre noch soviel gewesen das ich
hätte tun wollen. Besuche, Projekte, Kino, eben alles was ich aufgeschoben
habe, hätte da noch stattfinden sollen.
So ist es weniger die Sorge um was kommen mag als das Bedauern über das, was
nicht stattfinden konnte, das mich beschäftigt. Wie viele Stunden und Tage
sind vergangenen, in denen ich mich habe treiben lassen. Abgewartet mit dem
Schwimmen, bis das Wasser wärmer sei und die Sommerhitze mich in die Badi
treibe. Ich habe Entscheidungen aufgeschoben, weil ich mir etwas offen
behalten wollte. Das verhinderte, das Neues in mein Leben treten konnte. Und
der Sommer ging in den Herbst über ohne, dass ich ihn wirklich ausgekostet
habe.
In bezug auf das Dahintreiben frage ich mich, ob ich zu mir genug Sorge
getragen habe, um mich nicht selber zu verlieren. Wie oft ärgerte ich mich,
wurde unwirsch, weil ich mir über meine Empfindungen nicht Klarheit
verschaffte. Weil ich unangenehme Entscheidungen aufschob verlor ich immer
wieder mein Ziel aus den Augen. Ich konnte zuwenig Prioritäten setzen. So
konnte ich nur auf die Begehren von aussen reagieren. Das geschieht, wenn
man sich vom Strome der Ereignisse treiben lässt ohne selber die Ruder zu
führen.
Und was war mit dem Licht, dem Himmel in mir? Habe ich die lichtvollen
Momente des auslaufenden Jahres gebührend wahr genommen als erfüllte Zeit,
wie ich sie mir so sehr wünsche? Habe ich sie in mir bewahrt als Quellen der
Kraft, als Orte an denen ich mit meiner Seele in Berührung komme? Vertrauter
werde ich mit diesem Himmel in mir, wenn ich mir Zeit nehme um nach innen zu
schauen. Im Gebet, in der Meditation finde ich am ehesten zu mir und werde
im Umgang mit andern Menschen gelassener.
Das Unterlassene lässt sich in den letzten Tagen nicht mehr nachholen. Was
bleibt ist zu versuchen, das neue Jahr bewusster zu gestalten. So, dass ich
weniger bedauern muss was ich verpasst habe, weil ich mehr vom Himmel in mir
spüren kann.
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