Weg-Wort vom 10. Juli 2009
Ein geliebter Mensch
Unbewusste Stimmungen, Gefühle und Gedanken bestimmen unseren Alltag und
unser Leben oft mehr, als uns lieb ist. Wenn ich meinen Tag schlecht gelaunt
beginne, wirkt sich das auf meine Arbeit und auf die Begegnungen mit meinen
Mitmenschen aus.
Unbewusste Lebensmaximen leiten und bestimmen unsere Wahrnehmung der Welt,
unserer Mitmenschen und von uns selbst. Die versteckte Lebenseinstellung
Ich bin nicht gut genug zum Beispiel wirkt wie ein Filter: Sie lässt uns
vor allem das wahrnehmen, was sie bestätigt. Allem anderen misst sie wenig
oder keine Bedeutung zu.
Der holländische Theologe und Psychologe Henri J.M. Nouwen lädt uns ein,
unser Leben von einer ganz anderen, leisen Stimme leiten und begleiten zu
lassen:
Viele Stimmen versuchen, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Eine
Stimme sagt: Zeig, dass du ein guter Mensch bist, eine andere: Du
solltest dich eher schämen! Wieder eine andere Stimme erklärt: Niemand
kümmert sich wirklich um mich! Und noch einmal eine andere Stimme hämmert
uns ein: Du musst erfolgreich sein, bekannt werden und Einfluss haben!
Doch in all diese meist sehr lauten Stimmen mischt sich eine zärtliche, kaum
vernehmbare Stimme, die uns sagt: Du bist ein geliebter Mensch, an dem ich
Wohlgefallen habe.
Auf diese Stimme müssen wir vor allem hören. Um diese Stimme zu vernehmen,
bedarf es jedoch einer besonderen Anstrengung: Es bedarf der Stille, des
Schweigens, des Alleinseins und eines starken Willens zu horchen.
Das alles bedeutet Beten: Es ist das Horchen auf eine Stimme, die zu uns
sagt: Du bist ein geliebter Mensch!
Wie glauben Sie, wird Ihr Tag aussehen, wenn Sie ihn in der Gewissheit
leben, ein geliebter Mensch zu sein?
Können Sie sich vorstellen, als ein von Gott geliebter Mensch offener,
gelassener und freier mit dem für Sie Unangenehmen des heutigen Tages
umzugehen?
Wie werden Ihre Begegnungen mit Menschen sein, wenn Sie mit dem Vertrauen,
ein liebenswerter Mensch zu sein, auf sie zugehen?
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
info(a)bahnhofkirche.ch