Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 26. April 2016
Gott im Dieb
Gott im Dieb begegnen! Wie geht das? Gott im Mörder? Sich von Gott
überraschen lassen ist ja gut und recht, aber Gott im Dieb? Geht das nicht
zu weit? Doch, ich bleibe dabei! Gott ist in jedem Antlitz verborgen, ist in
jedem Antlitz sichtbar.
Wenn ich davon ausgehe, dass Gott jede Person liebt und kennt, sie beim
Namen nennt, dann kennt und liebt er auch den Dieb und ist in ihm präsent.
Die Tat aber, welche den Menschen zur Diebin, zum Mörder, zur Missetäterin
werden lässt, hat nichts Göttliches an sich. Die Tat ist zu verurteilen,
nicht aber der Mensch.
Das bringt ja auch einen "Vorteil" für mich. Auch meine Taten sind nicht
ohne Fehl und Tadel. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der Fehler macht,
gegen das bessere Wissen und Gewissen handelt, Mist baut und weit weg vom
Stand der Heiligkeit ist. Trotzdem, ich weiss mich von Gott geliebt. Das ist
wichtig, denn die Liebe Gottes gibt mit Kraft und macht mir Mut, meine
Mitmenschen, so wie sie eben sind, zu akzeptieren und zu lieben. Dabei muss
ich nicht alle Taten dieser Personen als gut erachten und muss diese auch
nicht lieben.
Das Gebot der Feindesliebe ist eine Herausforderung. Wenn ich Menschen nicht
verurteile sondern nur ihre Tat, gelingt mir ein Annäherung an das Gebot der
Feindesliebe:
"Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben
und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für
die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn
er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über
Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben,
welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?" (Mt
5,43-48)
Gott kann mir auch im Dieb begegnen, er ist auch im Dieb präsent.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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