Weg-Wort vom 27. Februar 2013
Mit einem Schrei beginnt es
Es ist schon eigenartig: Menschliches Leben beginnt mit einem Schrei. Wenn ein Kind
geboren wird, warten alle auf den ersten Schrei.
Was für eine Erlösung, wenn das Kind sein erstes Lebenszeichen von sich gibt! Die Mutter
weint vor Glück, der Vater stahlt vor Stolz - oder umgekehrt. Hebamme und Arzt atmen auf,
gratulieren, freuen sich mit. Und alles beginnt mit einem Schrei.
Und ebenso eigenartig ist das: Viele Gottesdienste beginnen so. Mit dem Schrei des Blinden
aus dem Evangelium:
Erbarme dich! Kyrie eleison! (Lk 18,38)
Welch eine Chance! Gott ist da. Der Herr ist nahe. Und plötzlich löst sich die Zunge.
Endlich kann ausgesprochen werden, was so lange verborgen gewesen ist. Endlich kann zur
Sprache kommen, was Menschen mit sich herumtragen. Was Sorge macht, was lähmt und Menschen
am Leben hindert.
Wie ist es in der Geschichte mit dem Blinden weitergegangen? Der Schrei hat geholfen:
Jesus lässt sich "unterbrechen". Er bleibt stehen. Er stellt den Blinden in den
Mittelpunkt der Welt. Alles andere wird Nebensache. Jesus ist ganz Auge, ganz Ohr - für
diesen Menschen. Nimmt ihn an, nimmt ihn ernst. So weit, dass er die (verbliebenen) Sinne
dieses Mannes anspricht und fragt: Was willst du, dass ich für dich tun soll? (Lk 18,41)
Nun ergreift der Blinde ein drittes Mal das Wort. Nicht mehr ganz so laut wie zuvor, aber
in seiner Formulierung deutlich und klar. Jetzt steht der Blinde - und er weiss das! - vor
seinem Gott und redet ihn an: Herr, dass ich sehen kann. (Lk 18,41)
Nur Mut, mit einem Schrei beginnt es: Herr, erbarme dich!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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