Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 12. April 2020
Leere Kirchen - leeres Grab
«Hey Leute… es ist absolut in Ordnung, wenn die Kirche an Ostern leer ist. Damals war das
Grab auch leer.»
Mit diesem Spruch weist eine Kirche in Amerika darauf hin, dass dieses Jahr keine
Ostergottesdienste stattfinden. «It’s okay.» Das klingt gelassen und unaufgeregt. Nichts
von «… wir sind trotzdem für Sie da!», «Verfolgen Sie unseren Lifestream-Gottesdienst!»
oder «Bringen Sie an Ostern Blumen mit und schmücken Sie das Kreuz, aber bitte nur mit dem
gebotenen Abstand von mindestens zwei Metern!»
An Ostern, dem wichtigsten christlichen Feiertag, einfach nur eine leere Kirche. Darf man
das überhaupt? Das ist doch eine Zumutung!
Aber je länger ich über die Verbindung von leeren Kirchen und leerem Grab nachdenke, umso
passender finde ich sie.
Es wird erzählt, dass die ersten Christinnen und Christen äußerst bestürzt waren, als sie
ihren Herrn und Meister nicht mehr in seinem Grab fanden. Es war ihnen nicht mehr möglich,
ihm nach den vorgesehenen Ritualen die letzte Ehre zu erweisen. Es brauchte eine Weile,
bis sie verstanden, was die Engel meinten, als diese sagten: «Was sucht ihr den Lebenden
bei den Toten?» Sie mussten sich erst von Vertrautem und Gewohntem lösen, um dem
Auferstandenen zu begegnen.
Dieses Jahr ist Ostern ganz anders. Das ist nicht nur einfach okay, es ist passend: Ich
muss mich nicht um das kümmern, was nicht lebt. Ich selbst bin ermächtigt den lebendigen
Gott zu suchen. Dank Ostern darf ich darauf vertrauen, dass ich ihn finden werde.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
Bild: Whitney Kimball Coe
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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