Weg-Wort vom 1. August 2008
Miteinander
Gott hat viele verschiedene Kostgänger! So sagt es der Volksmund. Ich mag
dieses Wort. Es sagt humorvoll, was wir alle eigentlich wissen: Der Andere,
den ich vielleicht nicht so mag, und die neben mir, die gar nicht meinem
Geschmack entspricht, sie alle sind, wie ich, Kinder Gottes.
Eigentlich müsste uns Schweizern dieser Sachverhalt ganz besonders klar
sein. Wie bilden schon einige Jahrhunderte eine Einheit, die aus ganz
verschiedenen Regionen, verschiedenen Kulturen, verschiedenen Sprachen,
verschiedenen Dialekten, ganz verschiedenen Menschen besteht. Wir sind ein
Land, das traditionell immer wieder auch vielen Ausländern ein Mitunssein
erlaubt. Wir alle müssten nicht nur am 1. August, unserem Nationalfeiertag
im Bauchton der Überzeugung sagen können: Bei uns und wir sind ja nur
ein kleiner Fleck in Gottes Universum - gibt es viele verschiedene
Kostgänger! Was für ein Reichtum! Was für eine tolle Sache! Dafür lohnt sich
unser Einsatz.
Diese Kultur der Einheit vieler verschiedener Kostgänger ist aber in den
letzten Jahren in Gefahr gekommen. Ein Graben- und Machtdenken hat Einzug
gehalten. Das, was bisher gegolten hat, wird attackiert. Viele sind nicht
mehr bereit, nach einem Konsens, nach einem friedlichen Miteinander zu
suchen. Gemeinsame Lösungen über Parteiungen und Grenzen hinweg werden immer
seltener.
Mich beunruhigt das. Ich will nicht entscheiden, wer bei uns Kostgänger sein
darf und wer nicht. Ich will das Gemeinsame suchen und ganz viel davon
ermöglich. Für diese höfliche, respektvoll und anständige Suche und
Umsetzung des Gefundenen mache ich mich stark. Dafür engagiere ich mich mit
meinen politischen Rechten, Möglichkeiten und Pflichten.
Ich träume von einer Schweiz, von einer Welt, die dabei bleibt, dass sie
viele verschiedene Kostgänger hat. Alle sollen zu dem von ihnen Benötigten
kommen und darum dazu das beitragen, was sie können und was nötig ist.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Sr. Zoe Maria Isenring, Sr. Anna Affolter, Susanne Wey
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