Weg-Wort vom 5.Oktober 2006
Nach dem Dunkel kommt ein heller Morgen
Ach, wie doch die Tage wieder kürzer geworden sind, seufzte letzthin eine
ältere Frau und das klang etwas wehmütig.
Mir wurde es gerade in den letzten Tagen bewusst, als ich morgens bei
dunkler Nacht von Zuhause wegfuhr, um in die Bahnhofkirche zu kommen und
abends um sieben Uhr ist es schon wieder dunkel, wenn ich nach Hause fahre.
Und wenn dann das Wetter noch so trist ist, macht das vielen Menschen Mühe,
besonders denen, die es so schon schwer haben im Leben.
Aber der Herbst geht schnell vorbei und nach dem Winter kommt schon wieder
der Frühling, dann der Sommer.
Nach der Sintflut versprach Gott dem Noah: So lange die Erde besteht,
sollen nicht aufhören Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter,
Tag und Nacht. Das ist der Kreislauf des Lebens.
Johannes Hansen, der viele Psalmen in eine meditative Form brachte,
umschreibt den Psalm 30 so:
Wer in der Tiefe war, ganz unten, entsetzt, verzweifelt, verloren, am Ende
und wieder leben darf, kann nicht schweigen, muss reden, singen, danken,
beten, erzählen und loben.
Wer Gott verlor, sich selbst, Freunde, Glück, Hoffnung, das Leben und von
Gott gefunden wurde, kann aufatmen, hell lachen, wieder denken, darum
danken, neu beginnen und lieben.
Nach dem Dunkel kommt ein heller Morgen,
verstummen Feinde, freuen sich Freunde, trocknen die Tränen, beginnt der
Tanz.
Denn nun bleibt lebenslang seine Gnade
Auch wenn alles in Bewegung ist, eines bleibt ständig: Gottes Gnade.
Auch im Wechselspiel der Jahreszeiten wissen wir, auf den Schöpfer ist
Verlass, denn nach jeder dunklen Jahreszeit kommt der Frühling und Sommer
und nach jeder dunklen Nacht der helle Morgen.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche