Weg-Wort vom 18. August 2008
Andern ein Segen sein
Die Liebe, die wir verschenken, gehört uns. Die Liebe, die wir zurückhalten,
geht für immer verloren.
Eine besondere Form, Liebe zu verschenken, ist der Segen. Segnen heisst
immer: als von Gott Gesegnete Segen weitergeben. Wen wir segnen, dem
begegnen wir ganz anders, den sehen wir mit neuen Augen an.
Wenn wir andere segnen:
Reden wir gut zu ihnen. Sagen wir Worte, die ihnen gut tun, sie aufrichten.
Sprechen wir gut über andere: Wir sagen ihnen Gutes zu. Dann kommen sie mit
dem Guten in Berührung, das schon in ihnen ist, das von Gott in ihnen
angelegt ist.
Wünschen wir anderen alles Gute. Dass Gott ihnen die Fülle des Lebens
schenkt. Dass sie selber eine Quelle des Segens für andere sind.
Für Dietrich Bonhoeffer hat das Segnen noch eine weitere Dimension:
Die Antwort des Gerechten auf die Leiden, die ihm die Welt zufügt, heisst:
segnen. Das war die Antwort Gottes auf die Welt, die Christus ans Kreuz
schlug: Segen.
Gott vergilt nicht Gleiches mit Gleichem, und so soll es auch der Gerechte
nicht tun. Nicht verurteilen, nicht schelten, sondern segnen. Vom Segen
Gottes und der Gerechten lebt die Welt und hat sie eine Zukunft. Segnen,
d.h. die Hand auf etwas legen und sagen: du gehörst trotz allem Gott. So tun
wir es mit der Welt, die uns solches Leiden zufügt.
Wir verlassen sie nicht, wir verwerfen, verachten, verdammen sie nicht,
sondern wir rufen sie zu Gott, wir geben ihr Hoffnung, wir legen die Hand
auf sie und sagen: Gottes Segen komme über dich, er erneuere dich, sei
gesegnet, du von Gott geschaffene Welt, die du deinem Schöpfer und Erlöser
gehörst.
Wir haben Gottes Segen empfangen in Glück und im Leiden. Wer aber selbst
gesegnet wurde, der kann nicht mehr anders als diesen Segen weitergeben, ja
er muss dort, wo er ist, ein Segen sein. Nur aus dem Unmöglichen kann die
Welt erneuert werden; dieses Unmögliche ist der Segen Gottes.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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