Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 5. Februar 2019
Nachtarbeit
Mein Sohn kommt an mein Bett, weckt mich und sagt empört: «Was ist das draußen für ein
Lärm? Hörst du das?» Wir gehen ans Wohnzimmerfenster und öffnen die Türe weit. Eisige Luft
strömt herein und ein paar Schneeflocken kommen mit. Es ist am Schneien, der Schnee liegt
schon einige Zentimeter hoch.
Jetzt wissen wir auch woher der Lärm kommt: Einer unserer Hauswarte arbeitet mit der
Schneefräse in der eisigen Kälte und in der Dunkelheit.
Er dreht Runde um Runde, schiebt den Schnee die steile Rampe hinauf, die von der
Tiefgarage nach oben führt, macht den Parkplatz frei und räumt die vielen Fußwege die zu
den Häusern in unserem Mehrfamilienhausquartier führen. Eigentlich ist es noch mitten in
der Nacht. Mein Sohn ist beruhigt, seine Empörung wandelt sich in Mitleid: «Der Arme!» Er
geht wieder schlafen. Auch ich muss noch lange nicht aufstehen und kuschle mich tief in
mein warmes Bett. Ich lausche noch ein paar Minuten den Geräuschen der Schneefräse.
Wann ist unser Hauswart wohl aufgestanden um hier so früh am Werk sein zu können? Hat er
bereits eine freie Straße vorgefunden, die ihm andere noch früher freigemacht haben, damit
er hier zur Arbeit kommen konnte?
Macht er seine Arbeit wohl gerne? Während ich schlafe, vollbringt er schon sein
anstrengendes „Tagwerk“.
Tausende Menschen, sorgen für meine Sicherheit und meinen Komfort, während ich im Bett
liege. Wenn wir morgens das Haus verlassen, werden die Wege geräumt und gestreut sein, so
dass meine Lieben und ich
sicher unterwegs sein und die weiße Pracht einfach genießen können.
Wohlwollen und Dankbarkeit durchströmt mich für diesen Mann und die anderen Nachtarbeiter,
bevor ich im warmen Bett wieder in den Schlaf sinke.
Danke, lieber Hauswart!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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