Weg-Wort vom 20. Oktober 2011
«Spieglein, Spieglein, an der Wand
wer ist die Schönste im ganzen Land?» fragte Schneewittchens Stiefmutter.
Ich bin weder besonders schön noch eitel. Darum schaue ich eher selten in
den Spiegel. Zu selten, findet meine Frau. Darum bemerke ich manchmal nicht,
dass das Hemd nicht richtig zugeknöpft ist oder die Krawatte schief sitzt.
Da wäre ein kritischer Blick in den Spiegel hilfreich. Gar nicht davon zu
reden, dass der Blick in den Seiten- und Rückspiegel beim Autofahren
überlebenswichtig ist.
Auch im übertragenen Sinn tut uns der Blick in den Spiegel gut. Dieser
Spiegel kann die kritische - und zugleich hoffentlich auch wertschätzende
-Rückmeldung eines Kollegen oder einer Freundin sein: so sehe ich dich, so
wirkst dein Benehmen auf mich und auf andere. - Wie soll ich das merken,
wenn mir niemand mein Auftreten und Verhalten "spiegelt"? Wenn mir aber
jemand den Spiegel vorhält, so ist das vielleicht nicht angenehm, aber
sicher heilsam. Und ich sollte dafür eigentlich dankbar sein.
Wenn ich mein Gewissen erforschen will, kann ich in den Beichtspiegel
schauen, der mir zur Selbstprüfung die 10 Gebote und Fragen zu den
verschiedenen Lebensbereichen vor Augen hält. In der Bibel braucht der
Jakobusbrief das Bild vom Spiegel (1,23-24):
Wer die Botschaft Gottes nur hört, aber nicht danach handelt, ist wie ein
Mensch, der in einen Spiegel blickt:
Er sieht sich, wie er ist, und betrachtet sich kurz.
Aber dann geht er weg und vergisst sofort, wie er aussah.
Anders der Mensch, der tief und anhaltend in das vollkommene Gesetz Gottes
blickt, das uns frei macht:
Er hört nicht nur hin, um es gleich wieder zu vergessen, sondern handelt
danach.
Er darf sich freuen; denn Gott segnet sein Tun.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net