Weg-Wort vom 13. Februar 2008
Zwillingsgespräch
Gespräche zwischen glaubenden Menschen und Nichtgläubigen sind mitunter sehr
tiefschürfend und existentiell. Sie berühren in uns die letzten Fragen nach
unserem Wesen, nach dem Sinn unseres Lebens.
Wir können uns dabei leicht in der Bedeutungsschwere und Komplexheit dieser
Fragen verlieren. Da tut es manchmal gut, solch tiefgründige Gedanken und
gewichtigen Lebensthemen von einer ganz anderen Seite her anzugehen. Eine
Prise Humor zum Beispiel kann da hilfreich und weiterführend sein. Das
folgende Zwillingsgespräch eines unbekannten Verfassers oder einer
unbekannten Verfasserin lässt uns schmunzelnd weitersinnen:
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch der Mutter:
Sag mal, glaubst Du eigentlich an ein Leben nach der Geburt? fragt der
eine Zwilling.
Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden vorbereitet für
das, was draussen kommen wird, antwortet der andere Zwilling.
Ich glaube, das ist Blödsinn! sagt der erste. Es kann kein Leben nach der
Geburt geben wie sollte das denn bitteschön aussehen?
So ganz weiss ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als
hier. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?
So einen Unsinn habe ich noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine
verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie
willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz.
Doch, es geht bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.
Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen nach der Geburt. Mit der
Geburt ist das Leben zu Ende, Punktum.
Ich gebe ja zu, dass keiner weiss, wie das Leben nach der Geburt aussehen
wird. Aber ich weiss: dann werden wir unsere Mutter sehen und sie wird für
uns sorgen.
Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn
bitte?
Na hier überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie.
Ohne sie könnten wir gar nicht sein!
Quatsch! Von einer Mutter habe ich nie etwas bemerkt, also gibt es sie
nicht.
Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder
spüren, wenn sie unsere Welt streichelt.
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Hauptbahnhof Zürich
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