Weg-Wort vom 22. Februar 2012
Christsein?
Diese Frage lässt mich nicht los. Ich will sie auch nicht loswerden. Ich
will, dass sie mich nicht nur begleitet, sondern Tag für Tag ermuntert und
ermahnt, dem nach zu gehen, der mir durch sein Leben vorausgegangen ist.
Manche fragen "What would Jesus do?".
Frage und Antwort führen mich weg von mir und der Welt, in der ich stecke.
Klar - es ist die Anstrengung, sich Rat zu holen für den eigenen Weg. Aber
letztlich ist nicht er gefragt, sondern ich bin es. In einer jüdischen
Geschichte stehen Menschen vor Gott und der Ewige fragt sie: Warst Du in
Deinem Leben Du selbst, oder warst Du Mose, David und ich würde erweitern,
oder warst du Jesus? Bist Du Dich selbst gewesen oder ein anderer?
Deshalb frage ich nur, was tue ich? Was ist an mir zu tun?
In einer Predigt von Ulrike Fuchs hat sie dazu Dietrich Bonhoeffer zitiert:
"Christsein heißt nicht, in einer bestimmten Weise religiös sein, auf Grund
einer inneren Methodik etwas aus sich machen, sondern es heißt: Menschsein.
Das Christliche ist nicht etwas jenseits des Menschlichen, sondern es will
mitten im Menschlichen sein. Das Christliche ist ja nicht Selbstzweck,
sondern es besteht darin, dass der Mensch als Mensch vor Gott leben darf und
soll.
Der Christ hat sein Betätigungsfeld in der Welt. Hier soll er anfassen,
mitschaffen und wirken, hier den Willen Gottes tun. Darum ist der Christ
nicht ein resignierter Pessimist, sondern einer, der in der Welt freudig und
heiter ist."
Hier in unserer Welt, die schnelllebig und anmassend flexibel ist, so dass
sämtliche Standpunkte verloren sind oder verloren zu gehen drohen, hier ist
meine Aufgabe zu sein und zu leben. Dann einmal, wenn ich vor Gott stehe,
möchte ich von ihm hören: Du bist du geworden und geblieben mit all deinen
Stärken und Schwächen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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