Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 30. August 2014
Identität
Wer sind wir? Wer bin ich? Die Frage nach der eigenen Identität ist heute mutmasslich
schwerer zu beantworten als zu Zeiten, in denen soziale Rollen festgelegt waren.
Die Lebensverhältnisse seien - so liest man zuweilen - instabiler geworden.
Beruflich wird Flexibilität gefordert. Junge Menschen kommen schwerer in feste
Anstellungen. Familienplanung ist schwieriger geworden. Beziehungen brechen früher
auseinander. Familien wohnen oft weit von einander getrennt. Institutionen - auch die
Kirche - verlieren an Bedeutung. Die Vielzahl der Angebote im Freizeit- und
Unterhaltungsbereich, bei der religiösen Orientierung, ist oft verwirrend.
Lebensgeschichten sind brüchiger geworden. Wir leben gleichzeitig in widerstrebenden
Rollen. "Es ist so schwer, alles unter einen Hut zu kriegen!", hört man klagen.
Das "Ich" ist überlastet. Das moderne Ich – schreibt Salman Rushdie, islamischer
Schriftsteller in England lebend – ist ein schwankendes Bauwerk, das wir aus Fetzen,
Dogmen, Kindheitsverletzungen, Zeitungsartikeln, Zufallsbemerkungen, Filmen, kleinen
Siegen oder Niederlagen zusammensetzen". Es herrscht "Identitätskonfusion".
Nicht nur Individuen, auch Gruppen, ja unsere Gemeinwesen scheinen es bisweilen schwer zu
haben, sich auf gemeinsame Grundwerte zu verständigen. Da mag es gut sein, sich wieder neu
zu vergewissern, zu schauen, was trägt - jeden einzelnen von uns und unser Gemeinwesen
insgesamt.
Gott liebt diese Welt und wir sind sein eigen. Wohin er uns stellt, sollen wir es zeigen:
Gott liebt diese Welt! Liebe prägt. Nicht nur die erfahrene. Auch die Liebe, an die wir
glauben. Egal, an welcher Stelle wir stehen. Wir haben etwas zu bewahren: Auf Gottes Liebe
können wir uns immer wieder neu besinnen. Sie bleibt die Schatzkammer in unserer Seele.
Darum können wir auf das zugehen, was jede Woche uns als Aufgabe stellt. Denn "Furcht
ist nicht in der Liebe!"
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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