Weg-Wort vom 17. Oktober 2011
Stark und Zufrieden
Sind Sie mit sich selbst zufrieden? Eine spannende Frage! Wohl jede und jeder von uns
hätte dazu einiges zu berichten.
So richtig zufrieden mit sich selber sind die Wenigsten unter uns. Da ist immer noch
etwas, was besser oder anders sein könnte. Da sind doch immer wieder Andere, an denen wir
uns messen und auf die wir neidisch sind.
Und natürlich gibt es auch die Zufriedenen. Sie beeindrucken uns - oder wir bemitleiden
sie, weil wir glauben Dinge an ihnen zu sehen, die sie nicht sehen und darum sich etwas
vormachen.
Ganz frei von all dem Beschriebenen bin ich selber auch nicht. Aber dann ist dieser Mann
zu mir gekommen. Das muss ich Ihnen erzählen. Denn dieser Mann hat meine Sicht auf mich
selbst und mein Leben verändert.
Er läuft an zwei Stöcken, gebeugt, und, so habe ich das Gefühl, auch immer mit Schmerzen.
Ich nehme ihm die Stöcke ab, er hält sich am Tisch fest. Dann sitzt er ab und lacht mich
an.
Er hat eine theologische Frage. Wir haben ein langes und spannendes Gespräch. Er ist ein
offensichtlich zufriedener und sehr interessierter und interessanter Mensch.
Dann frage ich nach seiner Behinderung. Er hat sie von Geburt an. Er habe gut gelernt,
damit zu leben. "Wie kann man das?" frage ich ihn. Da erzählt er mir eine
Geschichte, die ihm immer wieder seine Mutter erzählt hat. Sie habe ihn stark gemacht. Und
das ist diese Geschichte:
"Ein behinderter Buckliger kommt zum Rabbi und klagt: "Rabbi, jeden Sabbat
predigt ihr, wie vollkommen Gott alles erschaffen hat. Seht mich an!" Der Rabbi sieht
ihn von allen Seiten an und sagt: "Nun, seid Ihr für einen behinderten Buckligen
nicht vollkommen geraten?"
Diese Geschichte hat Kraft. Sie kann auch uns stark und zufrieden machen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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