Weg-Wort vom 23. Januar 2012
Mit Gott der Welt begegnen
Der Autor Victor Klemperer berichtet die folgende wahre Begebenheit: "Weswegen haben
Sie denn gesessen?", fragte Klemperer. "Na, wejen Ausdrücken!", antwortete
die Berliner Arbeiterin. Sie hatte den Führer, die Symbole und die Einrichtungen des
Dritten Reiches beleidigt. "Wejen Ausdrücken" eingesperrt. Sie hatte mit viel
Glück überlebt.
Mit Sprache ist Macht verbunden. Achten Sie nur darauf, wie Presse- und
Nachrichtensprecher gute und schlechte Botschaften verkünden. Achten Sie auf Werbung von
politischen Parteien. Was hat das Reden von den "Lieben und Netten" ausgelöst?
Was hat das Reden von "Schweizer wählen" ausgelöst? Worte, Ausdrücke,
Redewendungen können Giftpfeile sein.
Wie heisst es im 64. Psalm:
"Höre, Gott, meine Stimme, wenn ich klage; bewahre mein Leben vor dem Schrecken des
Feindes. Verbirg mich vor dem Anschlag der Bösen, vor dem Aufruhr der Übeltäter. Sie haben
ihre Zunge geschärft wie ein Schwert, ihren Pfeil angelegt zu bitterer Rede, um aus dem
Versteck auf den Schuldlosen zu schiessen, unvermutet schiessen sie auf ihn und fürchten
sich nicht. Sie sind fest entschlossen zu böser Tat, sie sinnen darauf, Fallen zu stellen,
und sagen: Wer wird sie sehen? Freveltaten hecken sie aus: Wir haben einen tückischen Plan
gefasst. Unergründlich sind Herz und Sinn. Gott aber traf sie mit Pfeilen, unvermutet kam
ihre Verwundung. Die eigene Zunge brachte sie zu Fall, es höhnen alle, die sie sehen. Da
fürchten sich alle Menschen und verkünden Gottes Tun und verstehen sein Werk. Der Gerechte
freut sich über den Herrn und sucht Zuflucht bei ihm, und alle, die aufrichtigen Herzens
sind, werden sich rühmen."
Es ist keine Schwäche Gottes, auf vergiftete Pfeile der Menschen nicht in gleicher Art
zurückzuschiessen. Gott hat andere Pfeile, andere Worte, um das Geschehen umzulenken.
Darauf vertraue ich.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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