Weg-Wort vom 29. Januar 2008
Gott braucht keine Opfer
Mit dem Wort Opfer verbinden wir unterschiedliche Bedeutungen: Menschen
werden Opfer eines Unfalles oder eines Verbrechens. Ihrer Karriere opfern
viele ihr Familienleben. Manche fühlen sich als Opfer gesellschaftlicher
Verhältnisse oder ihnen schlecht gesinnter Menschen. Eltern scheuen keine
Opfer für ihre Kinder.
In vielen Kulturen und Religionen hofften die Menschen, durch Opfergaben die
Gunst der Gottheit zu gewinnen und sie für sich gnädig zu stimmen.
Manche Menschen glauben, sie müssten zur Strafe gute Werke tun, wenn sie vor
Gott versagt haben, und ihn so besänftigen. Sie müssten Sühne leisten
(opfern), um seine Gunst (wieder) zu erlangen.
Aber Gott will und braucht keine Opfer! Er ist ein liebender, kein
strafender Gott. Sein Wort und seine Liebe befreien, richten auf und wecken
Freude und Lust, Gutes zu tun. Schon die Profeten des Alten Testamentes
machten deutlich, dass ihr Gott keine Opfer will: Aus Opfern und Gaben
machst du dir nichts, Brandopfer und Sühneopfer verlangst du nicht von mir.
Aber du hast mir Ohren gegeben, um auf dich zu hören!
Deinen Willen zu
tun, mein Gott, macht mir Freude. Ihn trage ich in meinem Herzen. (Ps
40,7.9)
Jesu Tod am Kreuz ist kein Opfertod. Gott braucht das nicht! In Jesu
Leiden und Sterben zeigt er sich vielmehr als ein Gott, der mit uns geht, wo
immer unser Weg uns hinführt, der mit uns mitleidet, der mit uns auch
Ungerechtigkeit aushält und das Gemeine und Böse mit uns trägt, wenn es denn
nicht zu vermeiden ist, der uns nie im Stich lässt, selbst nicht im Tod.
Mit der Auferweckung Jesu macht Gott deutlich, dass Versagen und Schuld,
Ungerechtigkeit und Böses, Leiden und Tod nicht das Letzte sind. Denn in Tod
und Auferstehung Jesu ist ihnen die Macht über uns ein für allemal genommen,
ist uns das Leben mit Gott für immer geschenkt.
Die frohe Botschaft lautet darum: Nicht der Mensch ist es, der Gott etwas
darbringt. Im Gegenteil:
Gottes Güte und Liebe stehen uns von allem Anfang an und jederzeit umsonst
zur Verfügung. Er schenkt uns seine Güte nicht nach unserem beschränkten
sondern nach seinem unerschöpflichen Mass. Wir brauchen ihn nicht gnädig zu
stimmen, denn er ist es schon immer.
Das einzige, was wir ihm darbringen können, ist: ihn zu ehren und ihm zu
danken.
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Hauptbahnhof Zürich
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