Weg-Wort vom 26. März 2013
Vergebung
"Du kannst dich auf mich verlassen. Felsenfest." Der das zu Jesus sagt, Petrus,
heisst auch so. Jesus hatte ihm, dem Fischer Simon vom See Genezareth, den Beinamen Petrus
verliehen. Auf Deutsch heisst Petrus "Felsen". "Auf diesen Felsen will ich
meine Kirche bauen", hatte Jesus gesagt.
Aber auch Felsen können zerbrechen; sie verwittern und werden instabil, sie können
zerschlagen werden. Diese Erfahrung macht Petrus am eigenen Leibe in jener
verhängnisvollen Nacht vor dem Tod seines Freundes und Lehrers. Verrat und Gewalt werfen
ihre finsteren Schatten voraus. Jesus weiss, was ihm bevorsteht. Und er kennt seine
Pappenheimer, auch den wackeren Petrus. "Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal
verleugnen", sagt er voraus. Petrus antwortet: "Und wenn ich mit dir sterben
müsste, will ich dich nicht verleugnen." (Mt 26,35) Die übrigen zehn Jünger stimmen
tapfer ein - einer, der Verräter, war ja schon ausgeschieden und bereits mit den Soldaten
unterwegs zur Gefangennahme.
Wir wissen, was da geschah. Allen fiel das Herz in die Hose. Jetzt herrschte die Gewalt,
und nichts mehr war es mit tapferen Worten. Was hätten die braven Männer auch gross tun
sollen? Petrus immerhin versucht mutig dazwischen zu gehen, als die Häscher auftauchen.
"Steck dein Schwert in die Scheide!", beendet Jesus den sinnlosen Versuch. Und
wird in die Nacht geführt, zu Verhör und Folter. Petrus folgt heimlich; er will doch
wissen, was geschieht. Aber dann, als er noch im Morgengrauen gefragt wird: "He, du
bist doch auch einer von denen!", da zerbricht der Fels. "Keine Ahnung, wovon du
sprichst", sagt er. Und der Hahn krähte. Da erinnert sich der Mann an die Worte Jesu
– und geht ins Freie bitterlich weinend.
Auf diesem brüchigen Fels also ist die Kirche gebaut, und das ist auch gut so.
Der fatale Hahn blieb der Kirche verbunden. Er wurde zum Wetterhahn, dreht auf vielen
Kirchtürmen seine Kreise und erinnert daran: Kirche ist und bleibt zutiefst menschlich,
irdisch. Sie lebt nicht aus eigener Macht und Pracht. Sondern von der Vergebung.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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