Weg-Wort vom 15. März 2011
Den Seinen gibt er es im Schlaf
„Umsonst ist es, dass ihr früh aufsteht und spät euch niedersetzt, dass ihr Brot der
Mühsal esst. Dem Seinen gibt er es im Schlaf.“ (Ps 127,2)
Verwundert reiben wir uns die Augen, spitzen die Ohren. Bitte noch einmal. Habe ich mich
da vielleicht verhört? Ja, ganz bestimmt. Es müsste doch heissen „carpe diem“, nutze den
Tag, schaffe, schaffe, Häusle baue, nur dem Fleissigen gehören Anerkennung, Lob und guter
Lohn. Ausserdem ist es auch noch höchst ungerecht. Da werden einige mit einem goldenen
Löffel im Mund geboren, aber die anderen – von denen wird nicht geredet.
In unserer Lebenswirklichkeit scheint es doch gerade andersherum zu sein: Früh müssen wir
aufstehen, lange in der Schule, im Büro und am Arbeitsplatz sitzen, um uns dann Sorgen zu
machen, wie es weitergeht. Werde ich den Abschluss schaffen? Werde ich meinen Job
behalten? Bin ich leistungsfähig genug, um den Ansprüchen zu genügen? Ein immenser Druck
lastet auf unseren Schultern.
Und Jesus meint: Euer Tun ist schön und gut, aber seinen Freunden gibt’s der Herr im
Schlaf. Wir bekommen es also gratis, umsonst, geschenkt.
Das heisst nun nicht, dass wir unsere Arbeit schlampig machen, dass wir wichtige Aufgaben
liegen lassen, Menschen enttäuschen. Nein! Unsere Arbeit ist wichtig. Aber wir müssen
wissen: Wir haben nicht alles im Griff. Es muss nicht alles so laufen, wie wir es im Kopf
haben. Wir wissen: Manches Mal rüttelt uns das Leben wach, werden wir gar aus unserer Spur
geworfen. Da wird das Vertrauen in Gott wichtig, das Vertrauen darauf, dass er uns im
Schlaf gibt, was wir brauchen.
Mit diesem Geschenk können wir unseren Lebensweg gehen. Es ist genug für uns. Mit gutem
Gewissen dürfen wir ruhen. Und wir tun in dieser Zeit trotzdem etwas Produktives – mit
Gottes Hilfe.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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